Mittwoch, 28. Oktober 2009

Ich lebe noch

Hey... ich komme zurzeit nicht so richtig dazu weiterzuschreiben, aber ich bin guter Dinge, dass sich das demnächst wieder ändert.
Mein Besuch ist wieder zuhause angekommen und es war sehr schön, aber auch anstrengend. Wir haben viel gemacht. Ich habe allen angeboten, auch etwas über ihren Besuch zu schreiben. Vielleicht kommt ja ein kleiner Bericht. Ich glaube, das kann ganz interessant sein, wenn man den Lettlandaufenthalt auch mal aus einer anderen Sicht hören kann. Wir haben die 4 Tage, die sie hier waren, aufgeteilt und die ersten Berichte sind schon da.
Aber gut, ich fange die Woche nochmal am Montag vor dem Besuch an. Da war im Deutschunterricht eine komische Stimmung. Ich kann nicht sagen wieso. Wir haben Kleidung durchgenommen. Alle sind auch gut mitgekommen bis auf eine. Die hing immer ein Wort hinterher. Auch, wenn ich mir extra für sie Zeit genommen hab, hat sie das nächste Wort wieder verpasst. Als ich dann auch noch das Wort Unterhose an die Tafel geschrieben hab, fingen alle an zu lachen. Mh.. War ein bisschen schwer damit umzugehen. Aber gut. Ansonsten war Montag eher ruhiger. Die Ruhe vor dem Sturm.
Der Dienstag begann um 9 Uhr mit der Andacht. Einer der Frauen hatte ihren 80. Geburtstag. Aber dazu später mehr. Das Thema der Andacht war, dass man nicht klauen und stehlen soll. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass ich nie etwas geklaut oder gestohlen habe, aber ich kann mich nicht richtig daran erinnern. Die anderen aber haben alle aus der Sowjetzeit erzählt. Dort wurde alles und immer geklaut. Nach dem Motto. "Alles ist unser." Das ist für die, wie sie meinten, schwer das komplett umzuändern. Das ist teilweise echt schlimm. Regelmäßig werden so Sachen wie Kerzenständer aus dem Wartezimmer des Arztes bei uns in der Gemeinde geklaut. Auch sonst erzählt immer wieder irgendjemand, dass er wieder beklaut wurde. Meist sind das ganz kleine Dinge, die fast wertlos sind, aber das schockiert doch. Naja, wahrscheinlich übertreibe ich gerade wieder ein wenig, aber in Deutschland wurde ich mit dem Klauen nicht so richtig konfrontiert. Nach der Andacht gibt es meist ein 2. Frühstück. Kleinigkeiten werden gegessen und es gibt Tee. Im Anschluss daran habe ich so eine Art Dankesschreiben, an viele Bauern und Menschen, die beim Apfelfest geholfen haben, gedruckt und kopiert. Ansonsten sind es immer Kleinigkeiten, die ich mache. Zum Beispiel habe ich mir eine Jacke in der Kleiderkammer für die Mottoparty am Sonntag ausgesucht. Um 12 h war wieder die Handarbeitsgruppe. Leider war die Frau, die meinen Schal immer mitbringt krank und ich habe wieder etwas Neues angefangen. Einen Untersetzter. Im Grunde ist es aber immer das Gleiche. Nach der Handarbeitsgruppe, bin ich dann in die Stadt und habe ein paar Blumen für die Frau zum Geburtstag gekauft, weil sie mich zu ihrer kleinen Feier eingeladen hat. Dass ich die Blumen geholt habe, war eine richtig gute Entscheidung, denn wir sind alle in einer Reihe reingegangen und jeder hatte ein paar Blumen mit und hat etwas Liebes gesagt. Eine Frau hatte sogar ein Gedicht vorbereitet. Da konnte ich mich nahtlos in die Reihe der Letten eingliedern. Nachdem jeder einmal gratuliert hat, haben wir uns hingesetzt und ein deutsches und ein lettisches Geburtstagslied gesungen und dann haben wir gegessen. Sehr ausgiebig und dann gab’s noch Torte. Nach dem Essen fingen dann alle an zu singen. Das war richtig schön. Die Menschen sahen sehr glücklich aus. Singen ist doch etwas, was alle können auch wenn die Krise und alles um sie herum noch so schlimm aussieht. Im gemeinschaftlichen Singen stärken sie sich gegenseitig. Das war schön. Ich habe auch mit einer Frau getanzt. Das war eine richtig gute Stimmung und alle waren glücklich.
Am Nachmittag habe ich mich kurz hingelegt und dann noch ein wenig aufgeräumt. Der Schock des Besuchs sollte nicht zu groß sein. Man gewöhnt sich irgendwann an die Umstände hier. Ich war aber schon irgendwie aufgeregt. Ich wurde dann um halb 12 vom Pastor abgeholt. Er hat mich die 4 km zum Fähranleger gefahren. Das war sehr lieb. Dort habe ich dann am Eingang gewartet. Das Schiff war schon da, aber die Luke war noch nicht auf. Das habe ich mir dann angeschaut und gewartet.
Hier im Anschluss passt jetzt gut der erste Bericht von meinem Vater.

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