Montag, 25. Januar 2010

Deutschland, ich komme

So, morgen geht es los. Ich kann echt nicht sagen wieso, aber dieses Wochenende war so anstrengend. Ich habe nichts Großartiges gemacht, vielleicht liegt es an der Kälte. Es ist nämlich noch kälter geworden. Nun gut...
Freitag bei der Jugendgruppe war wieder ein neues Mädchen. Das ist echt schön, die Gruppe wird immer größer, so fällt es gar nicht auf, dass schon wieder einige krank sind. Wir haben Bingo gespielt. Auch wieder ein tolles Spiel, was ohne große Vorbereitung und ohne große Materialien super viel Spaß macht.
Am Samstag hatte ich frei und ich bin wieder Floorball gucken gegangen. Das macht echt sehr viel Spaß. Im Anschluss konnte ich dann endlich mal Hesburger ausprobieren. Das wollte ich schon länger. Hat aber nie geklappt. Das ist eine Fastfood Kette aus Finnland. Bisher gibt es Hesburger fast nur in Finnland und dem Baltikum und seit 2 Monaten auch in Liepāja. Ich glaube, es gibt erst 4 Filialen in Deutschland. Letztendlich unterscheidet die sich jedoch nur kaum von amerikanischen Fastfood ketten. Danach war ich wieder im Kino. Dieses Mal habe ich den Film auch verstanden, war schön.

Am Sonntag ist die Sonntagsschule ausgefallen. Ich kann gar nicht sagen wieso, aber ich wurde eine 3/4Stunde vorher angerufen, dass es nicht stattfindet. Vielleicht auch wegen der Kälte. Aber wie gesagt, das sind Spekulationen. Ich bin dann aber zum Gottesdienst. Der war diese Woche aber nicht in der eingefrorenen Kirche, sondern im kleinen Raum davor. Da trifft sich die Gemeinde nach dem Gottesdienst manchmal zum Kaffee. Diese Woche wurde er aber so umgebaut, dass eine kleine Kapelle daraus wurde. Den Raum kann man nämlich beheizen. Was nicht heißt, dass es warm war, aber es waren keine Minusgrade. Nach dem Gottesdienst bin ich dann endlich mal wieder zum Strand gegangen. Leider war mein Akku alle, deswegen konnte ich keine Bilder machen, aber die Ostsee ist ein bisschen zugefroren und das sah so gut aus, dazu der Sonnenuntergang. Das war schon echt schön. Naja, nachdem ich schon über die Ostsee geflogen bin, in der Ostsee geschwommen, darauf Schiff gefahren bin ich nun auch darauf gegangen und das alles in meinem halben Jahr hier.

Heute habe ich dann auch Bilder gemacht und es war noch mehr zugefroren. Da ich nicht glaube, dass es bis nächste Woche auftaut, habe ich mir vorgenommen, wieder da hin zu gehen. Vielleicht wird es ja noch mehr. Hier sind auch hübsche Bilder vom Winter in Liepāja. Ich vermute, dass das die Bunker in Karosta sind. Meine Bilder schaffe ich heute nicht mehr hochzuladen.
Der Deutschunterricht hat heute noch mehr Spaß gemacht als sonst, weil die sich viel mehr getraut haben. Der Unterricht läuft zurzeit komplett auf Werbeprospekten, die ich aus einem Supermarkt aus Deutschland mitgenommen hatte. Nächste Woche sind Ferien. ^^
Nun gut.. nun muss ich meine Sachen noch zusammenpacken und dann geht’s morgen gegen 6.40h los. Ich werde vor meiner Haustür abgeholt. 12 Stunden später sollte ich dann angekommen sein.

Freitag, 22. Januar 2010

lettische Tierlaute

Es ist so kalt... Nachdem ich mich ja an die dauerhaften minus fünf gewöhnt hatte, ist es jetzt wieder schlimmer geworden. Ich schreibe zwar immer, dass es hier auch nur 2-3 Grad kälter als in meiner Heimat ist, aber zurzeit ist es echt zu kalt. Zu den zweistelligen Minusgraden kommt noch der kalte Wind und die feuchte Luft, es ist also gefühlt noch viel kälter. Ich fang schon an zu jammern, wie viele Letten, aber gut. Ich muss aber schon sagen, dass ich dadurch viel mehr Zeit zuhause verbringe und dann passiert natürlich wenig aufregendes.

Beim Deutschunterricht waren diese Woche zwei neue Kinder aus der Sonntagsschule, so weit nichts Besonderes, jedoch spricht der eine von denen kein Lettisch und Deutsch auch nicht. Das war mal wieder etwas Neues, aber auch diese Herausforderung wurde, zwar nicht von mir, aber von Gruppe gemeistert. Ich würde mich freuen, wenn er bleibt, weil ich dann sehen könnte, wie viel die Menschen da wirklich lernen, weil die Anderen mit Vorkenntnissen kommen.

Am Dienstag war ich wieder bei der Handarbeitsgruppe. Jetzt fang ich an, zu stricken. Das war jedoch beim ersten Mal weitaus schwerer als das Häkeln. Aber ich bleibe dabei, ich bin davon überzeugt, dass ich irgendwann nochmal davon profitieren werde, wenn ich das kann. Am Mittwoch treffe ich mich nun immer mit der Sekretärin. Sie ist so ein bisschen Mädchen für alles. Ich soll ihr ein paar Dinge am PC zeigen. Aber zunächst recht einfache Dinge, e-Mails bearbeiten, Anhänge ausdrucken und eigene Textdokumente gestalten. Da bin ich jedoch guter Hoffnung. Kopieren habe ich ihr schon beigebracht.

Donnerstag war ich endlich wieder in der Bücherei. Es gibt hier sogar eine eigene Kinderbücherei. Ich wurde schon komisch angeguckt, als ich da rein kam, als ich dann aber in die Kleinkinderabteilung gegangen bin, war alles zu spät. Das war mir jedoch egal. Ich habe nun Bücher, da würde ich über mich selbst lachen, wenn es nicht um die fremde Sprache ginge. Auf der linken Seite steht nun immer eine Frage, zum Beispiel: "Dieses Tier macht Ī-Ā, weißt du wie es heißt" und auf der rechten Seite ist dann ein Esel abgebildet und wenn man den Esel aufklappt, steht Esel auf lettisch "ēzelis". Das ist zwar sehr kindisch aber ich kann damit gut lernen. Diese Bücher habe ich nun mit Tieren, Gemüse und Alltagsgegenständen. Was ich noch interessant finde, ist zu sehen, wie man die Tierlaute schreibt.
Ich denke nämlich, dass sich das von den Deutschen unterscheidet.
Die Katze macht Ņau- ņau (ausgesprochen: njau, njau).
Die Ganz macht Pēk- pēk.
Das Schaaf macht Bē- bē.
Das Schwein macht Ruk- ruk.
Der Hund ist ähnlich, da es aber kein W im lettisch gibt, wird es mit v geschrieben, aber gleich ausgesprochen: Vau- vau.

Zum Abschluss werde ich wieder ernster. Ich habe noch eine gute Nachricht. Zumindest für mich ist es gut, denn ich fahre am Dienstag eine Woche nach Hause. Ich fliege, bin aber trotzdem halben Tag unterwegs, aber ich freue mich schon sehr.

Sonntag, 17. Januar 2010

Floorball

Gestern war ich mal in der riesigen Olympiahalle und habe mir endlich mal ein Floorballspiel angeschaut. Das plane ich schon seit meiner Ankunft. Leider hat es nie geklappt, bis gestern. Da habe ich mich mit Janis getroffen.
Floorball heißt in Deutschland übrigens Unihockey. Man kann sagen, es ist Eishockey in der Halle. Es ist ein super schnelles Spiel und sehr interessant. Zumal ist es ja nicht so kalt wie in einer Eishalle. Der Torwart liegt immer am Boden, kniet oder krabbelt von der einen Ecke in die Andere. Anfangs dachte ich, bei so kleinen Toren (normale Hockeytore) und so großen und schnellen Torhütern fallen keine bzw. kaum Tore, jedoch stand es am Ende 12:3. Leider für die Gegner, aber das hat der Stimmung nichts angetan. Es gab einen Zettel mit Liedern, die abwechselnd angestimmt wurden. Außerdem wurde ein Zettel verteilt, wo die Kader der Mannschaften (Name, Alter) und ein paar Statistiken drauf waren. Die Hälfte der Spieler war jünger als ich. Insgesamt wurde 3x 20 Minuten wie beim Eishockey gespielt. Außen war eine Bande von ca. 30 cm Höhe aufgebaut. Auch wenn ich diese Sportart gar nicht kannte, kann man die auch in Deutschland, sogar nur 5 km von meinem Heimatort entfernt, spielen.
Ich habe auch 2 Bilder gemacht, damit man sich das besser vorstellen kann und diese Bilder sowie viele andere Bilder habe ich endlich wieder hochgeladen. (DIASHOW anklicken, dann sieht man die Bilder größer).
Außerdem wollte ich noch schreiben, wie man meine Berichte kommentiert und dabei seinen Namen hinterlässt. Einfach nur auf Kommentare klicken "Kommentar schreiben als" und da Name/URL auswählen. Da dann den Namen eintragen und URL kann man freilassen. Natürlich geht das auch über anonym, aber die Weihnachtskommentare kann ich leider noch nicht zuordnen. Wenn das natürlich gewollt ist, ist es auch in Ordnung.

Freitag, 15. Januar 2010

Kalte Grüße

Viele, kalte Grüße aus Lettland. Heute war es erschreckend kalt. Irgendjemand meinte minus 17. Das glaube ich nicht, in meinem Wetterbericht steht minus 9. Der tatsächliche Wert liegt wohl irgendwo dazwischen, aber das macht mir nichts aus. Zieh ich mich halt wärmer an. Aber gerade das Heizen ist schon anstrengend. Ich brauche täglich 4 Stunden am Stück, wo ich Feuer in meinem Ofen machen kann. Abends muss es schon relativ warm sein, damit es morgens weiterhin warm ist. Aber ich komme doch eigentlich gut damit klar. Wenn das Feuer erst mal brennt, was mittlerweile schon viel, viel schneller geht, hat so ein Feuer ja auch etwas schönes.
Diese Woche ist nicht so viel Erwähnenswertes passiert. Beim Deutschunterricht waren wieder mehr „Schüler“ da, jedoch noch wenig, wir vermuten auch wegen der Kälte und der Klausurenzeit bei den Studenten. Am Dienstag war ich mal wieder bei der Handarbeitsgruppe, aber einmal im Monat treffen sie sich, um gemeinsam zu essen, so haben wir lecker gegessen. Mittwoch war ich mal wieder bei der Bibelstunde in der Gemeinde. Wahrscheinlich erinnert ihr euch nicht, aber in meiner ersten Bibelstunde habe ich einen Jungen gefragt, ob er mich begleitet. Er war das erste Mal dort. Beim zweiten Mal haben wir uns dann dort getroffen, ohne uns verabredet zu haben. Irgendwann bin ich dann zur Studentenbibelstunde gewechselt, der Junge geht aber immer noch zu der Bibelstunde. Worauf ich hinaus möchte, ohne mich, glaube ich, würde er nicht kommen und diese Kleinigkeiten machen mich stolz.
Neben der Arbeit habe ich diese Woche auch tolle Abende mit meinen Freunden hier verlebt. Gerade der gestrige Abend, wo ich alle zu mir eingeladen habe, war wunderschön.
Heute Morgen habe ich mit dem Pastor sehr ausführlich gesprochen. Nicht nur über die letzte und kommende Woche, sondern auch darüber hinaus. Immerhin bin ich noch ein halbes Jahr hier und wir haben uns ein paar Projekte überlegt, die wir nun angehen wollen. Das war ein super produktives Gespräch und ich freue mich auf die kommende Zeit.

Montag, 11. Januar 2010

Der Alltag kehrt zurück

So... Jetzt habe ich schon etwas länger nicht geschrieben. Ich wollte zum Einen den Zwischenbericht, auf den ich schon ein bisschen stolz bin, ein wenig in den Mittelpunkt stellen. Leider kann ich mir nicht immer so viel Zeit nehmen. Zum Anderen habe ich nach den aufregenden Wochen in Deutschland und mit meinem Besuch die letzten Tage auch wieder ruhiger angegangen.
Am Montag war habe ich Beeke die ganze Stadt gezeigt, zumindest das Stadtzentrum. Die 3 riesigen Kirchen und als wir über den Markt gegangen sind, habe ich sogar noch eine Markthalle entdeckt, die ich vorher nie gesehen habe. Dadurch ist der ohnehin riesige Markt nochmal doppelt so groß. Natürlich nicht zu vergleichen mit dem Markt in Riga. Da stehen riesige Markthallen und dann gleich 5 nebeneinander. Ich war mit Beeke auch noch in dem „Museum“. Okay, das ist in keinster Weise ein Museum, eher ein Shoppingcenter, aber die Letten nennen es „das Museum“, weil dort kaum Menschen sind. Wenn man alle Verkäufer zusammenzählt, dann hat man ungefähr die Besucherzahl. Das Center wurde noch in Zeiten des Aufschwungs gebaut und nun in der Krise ist niemand da, der dort einkauft. Glücklicher Weise ist im Untergeschoß ein Lebensmittelladen, so sind immerhin ein paar Menschen dort. Das war mir wichtig, dass Beeke auch diese Seite von Lettland mal sehen konnte.
Am Dienstag ging es dann für Beeke wieder nach Hause. Wir sind mit einem Mikro-Bus (18 Sitzplätze, sehr verbreitet hier in Lettland) nach Riga gefahren. Wir wurden von zuhause abgeholt und direkt zum Flughafen gefahren und haben kaum mehr bezahlt, als wären wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Am Flughafen habe ich dann gewartet, bis sie durch die Sicherheitskontrollen gegangen war und dann bin ich nach Riga reingefahren. Dort habe ich mit einer Deutschen getroffen, die nun in Lettland lebt. Sie hatte ich damals bei der deutschen Freizeit kennengelernt. Das war ein schöner Tag. Ich habe viel gesehen und interessante Dinge erfahren. So gibt es in Lettland zum Beispiel vom Staat ein üppiges Kindergeld von 5 Ls (7,5 €)pro Kind im Monat. An solchen Zahlen erkennt man erst, wie schlimm die Situation hier ist. Wenn ich demnächst die Zeit finde, werde ich noch weitere Zahlen in einem Post zusammenzustellen.
Erwähnenswert in der letzten Woche ist noch der Donnerstag. Ich habe nämlich unter der Woche einen Aushang von einer christlichen Jugendgruppe gefunden. Ich war ganz stolz auf mich, denn ich habe es selbst gefunden, mich angemeldet und bin alleine dort hingegangen. Ich war zwar einer der jüngeren, aber es war schön mal wieder neue Menschen kennenzulernen. Bei diesem Treffen wurde nicht so viel gemacht, es wurde das Jahr geplant, aber beim nächsten Treffen im Februar werden wir mehr machen und vielleicht kriege ich ja noch neue Ideen für meine Jugendgruppe. Leider ist das Treffen nur einmal im Monat, aber beim nächsten Mal bin ich wohl wieder dabei.
Am Freitag hatte ich wieder das Wochengespräch mit dem Pastor. Ich hatte die Woche über eine SMS bekommen, die ich nicht verstanden habe. Er hat mir übersetzt, ich solle doch endlich meine Schulden bezahlen, sonst werden rechtliche Schritte gegen mich eingeleitet. Ich war ja froh, dass ich das vorher nicht verstanden hatte, wer weiß was ich mir für Sorgen gemacht hätte. Das alles hat sich aber ganz schnell aufgeklärt, mein Pastor hat dort angerufen und der Kredit lief noch auf den Namen von dem Vorbesitzer meiner Handynummer. Regelmäßig werde ich noch angerufen und viele Menschen wollen mit Kaspars sprechen, obwohl ich meine Nummer ganz normal gekauft habe. Den Freitag habe ich dann damit verbracht, einen Tischfußball aufzubauen, den wir mit einem der Hilfstransporte bekommen haben. Am Abend war dann Jugendgruppe, wo wir dann den Kicker und den neuen Billardtisch ausprobiert haben. Der wird uns hier noch viel Spaß bringen.
Das Wetter ist vielleicht noch erwähnenswert. Während meine Heimat in Norddeutschland im Schneesturm und Hochwasser versinkt, habe ich hier gutes Wetter. Es ist zwar kalt, dauerhaft zwischen -5 und -8, aber es hat schon 3- 4 Tage nicht mehr geschneit und mir geht es somit sehr gut hier.^^

Donnerstag, 7. Januar 2010

Mein Zwischenbericht

Ein Jahr in der Stadt, in der Wind erfunden wurde.

Mein Zwischenbericht für mein einjähriges Praktikum in Ev. Luth. Kreuzkirchengemeinde in Liepāja/Lettland für den Jahresbricht des GAW Nordelbien.

Vor knapp drei Monaten bin ich in der Stadt, in der der Wind erfunden wurde (so heißt es in der Stadthymne von Liepāja), angekommen. Liepāja liegt direkt an der Ostseeküste und ist die drittgrößte Stadt Lettlands. Lettland ist der mittlere Staat des Baltikums. Ich habe die Chance genutzt und bin mit dem Schiff angereist. In Liepāja wurde ich sofort freundlich empfangen. Zunächst habe ich einen Monat in einem Studentenwohnheim gelebt, ehe ich nun meine eigene kleine Wohnung, nur ca. 200m vom Ostseestrand entfernt, bekommen habe.

In der Gemeinde, in der ich helfe, gibt es „nur“ 92 Mitglieder, die aber fast alle in irgendeiner Weise aktiv sind. So entsteht trotz der klein erscheinenden Mitgliederzahl ein sehr reges Gemeindeleben. Die Gemeinde ist sehr diakonisch ausgerichtet und daher mit der Diakonie vor einigen Jahren zusammengelegt worden. Lettland ist um einiges schlimmer von der Wirtschaftskrise getroffen worden. Es herrscht hier eine Arbeitslosigkeit von über 20% und die Inflationsrate ist auch zweistellig. Gerade in dieser Zeit sind viele Menschen auf Hilfe angewiesen. Mit der Unterstützung von Hilfstransporten, die mehrmals im Jahr hier ankommen, wird hier eine Kleiderkammer betrieben, wo ich auch gelegentlich mithelfe. Dort können alle Menschen kommen und sich kostenlos Kleidung holen. Viele Menschen freuen sich, wenn ich mich mit ihnen unterhalte und sie freuen, dass mein lettisch auch immer besser wird.

Ein Großes Fest in der Gemeinde war das Apfelfest, wo ich auch mithelfen durfte. Hierzu wurden viele Bauern auf dem Land angesprochen, ob sie nicht ein wenig von ihrer Ernte abgeben können. Viele Bauern haben sich beteiligt und das Obst und Gemüse wurde dann auf dem Apfelfest für sehr wenig Geld, eher einen symbolischen Geldbetrag, verkauft. Hier hat die gesamte Gemeinde mitgeholfen und es war erstaunlich, was die Menschen hier auf die Beine gestellt haben.

Ansonsten ist mein Aufgabenbereich in der Gemeinde sehr vielfältig. Was mir hier am meisten Spaß macht und was mich hier auch am glücklichsten macht, ist die Jugendgruppe. Als ich hier ankam, gab es keine Jugendgruppe. Es gab zwar fünf Jugendliche, die alle meinten, sie hätten gerne eine Gruppe, aber es gab Niemanden, der die Sache in die Hand genommen hat. Ich habe dann ziemlich bald ein Wochenende mit einer Übernachtung in der Kirche organisiert, um die Jugendlichen besser kennenzulernen. Zum Abschluss haben wir eine Feedbackrunde gemacht und jeder sollte seine Wünsche für die Zukunft sagen. Daraufhin haben wir eine Gruppe gegründet, die super läuft. Anfangs waren wir nur sechs Jugendliche, die gerne kommen wollten. Das war schade, gerade auch im Bezug darauf, wenn jemand krank ist. Mittlerweile sind wir zu einer zwölfköpfig Gruppe herangewachsen. Alle 2 Wochen machen wir eine Bibelstunde, ansonsten haben wir einen Spieleabend und einen Filmabend mit anschließender Diskussionsrunde. Ich bin sehr zufrieden und ich probiere nun die Gruppe immer selbstständiger laufen zu lassen, damit sie auch, wenn ich wieder in Deutschland bin, weiterläuft.


Einmal in der Woche gebe ich Deutschunterricht. Meine Schüler sind sehr unterschiedlich: Von Schülern, die gerade in der Schule Deutsch lernen über Studenten, die noch gar kein Deutsch können, bis hin zu Erwachsenen und Senioren, die früher in der Schule Deutsch gelernt haben und ihre Kenntnisse wieder auffrischen wollen. Es gibt es einen Kern von ca. zehn Schülern, die regelmäßig kommen, allerdings gibt es auch eine große Anzahl von Schülern, die sehr sporadisch vorbei kommen. Ich probiere deshalb immer kleine thematische Einheiten für drei bis vier Wochen zu machen, so dass jederzeit auch neue Menschen dazu stoßen können. Auch das unterschiedliche Niveau ist kein Problem, weil sich untereinander sehr gut geholfen wird.

Am Sonntag helfe ich immer bei der Sonntagsschule mit. Das ist eine Art Kindergottesdienst, der in ganz Lettland und vor allem in meiner Gemeinde sehr wichtig ist. Ich helfe meist bei der kleinen Gruppe von drei bis neunjährigen Kindern mit. Dort wird anfangs eine Geschichte aus der Bibel anschaulich dargestellt und danach wird gebastelt und gespielt. Ich probiere mich von Woche zu Woche mehr einzubringen, was bei den Kleinen allerdings noch ein wenig an der Sprache scheitert.

Außerdem gibt es hier in der Gemeinde eine Gruppe Rollstuhlfahrer. Zum Einen trifft sich die Gruppe einmal im Monat, wo ich mir immer ein paar Spiele überlege. Es ist gar nicht so einfach sich Spiele für Menschen zu überlegen, die an einen Rollstuhl gebunden sind, zumal ich es sonst nur mit herumtollenden Kindern zu tun habe. Zum Anderen habe ich als Vorbereitung auf das Weihnachtskonzert tanzen gelernt. Ich habe zwar in Deutschland bereits Tanzkurse besucht, allerdings saß meine Tanzpartnerin dabei nicht im Rollstuhl. Bei dieser Tanzgruppe aber sitzt einer von beiden Tänzern im Rollstuhl. Man muss sich viel mehr auf die Tanzpartnerin einstellen, jedoch kann man auch sehen, was man in einem Rollstuhl noch alles machen kann. Wir sind sieben Paare und haben mit Hilfe eines Tanzlehrers Choreografien für Walzer, Tango und Rumba zweimal in der Woche einstudiert.

Natürlich ist das nur ein ganz kleiner Ausschnitt von den vielen Dingen, die hier mache. Bei weiterem Interesse empfehle ich meinen Blog, der ausführlicher von meiner Reise berichtet. www.benjaminroeder.blogspot.com

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit ganz herzlich beim Gustav Adolf Werk und allen Menschen, die mir diese Chance, hier in Liepāja ein Praktikum zu machen, gegeben haben, bedanken.

Sonntag, 3. Januar 2010

Svetdiena (Sonntag)

Gestern waren wir im Kino, wir haben "Sherlock Holmes" geguckt. Das Gute ist: Der Film kommt erst Ende Januar in Deutschland raus und wir konnten ihn schon sehen. Das Schlechte ist: Wir hätten bis dahin warten sollen. Der Film war zwar auf Englisch, jedoch haben wir trotzdem nicht viel verstanden, dabei konnte uns auch der lettische/russische Untertitel nicht viel helfen. Das Englisch war zu schnell und zu unverständlich. Aber für den Preis (3 €) kann man schon mal in einen Film gehen, den man nicht komplett versteht.
Nachdem wir heute im Schnee am Kanal entlang gewandert sind, waren wir in der Kirche. Mich hat es gefreut, dass Beeke im Gottesdienst alles mitgemacht hat, auch wenn sie nichts verstanden hat. Danach kam das Highlight für mich, denn die Sontagsschullehrerinnen hatten sich zu einem Treffen angemeldet. Ich sollte nur meine Wohnung zur Verfügung stellen und sie brachten traditionelles lettisches Essen mit. Es ist schwierig zu beschreiben, was es gab, aber es war sehr lecker und ebenso viel. Ich habe dabei auch deutsche Weihnachtsspezialitäten angeboten, die ich aus Deutschland mitgebracht habe. Es war eine lustige Runde, wenn auch, auf Grund der verschiedenen Sprachen, anstrengend. Glücklicherweise war Helga aus meiner Jugendgruppe dabei. Sie hat sich die ganze Zeit mit Beeke auf Deutsch unterhalten.
Morgen habe ich mir eine riesige Stadtführung für Beeke überlegt. Außerdem kommt sie mit zum Deutschunterricht und danach findet eine kleine Abschiedsparty statt, denn sie fliegt übermorgen schon wieder nach Hause. :-(

Samstag, 2. Januar 2010

Laimigu Jauno Gadu :)

Heute schreibt Beeke mal den Blog.
(Hey, cool, ich darf den ersten Blog2010 schreiben... :-)! )

Nach langem herumSMSen und skypen und was es sonst noch gibt, haben wir endlich eine Möglichkeit gefunden, das Jahr 2009 zu verabschieden... Wir wurden nach Kuldīga eingeladen, wo ich auch schon im Sommer im „Workcamp“ war.
Nach den Vorbereitungen (Knallbonbons ohne Knall basteln) sind wir am Silvesternachmittag mit dem Bus nach Kuldīga gefahren. Ich hab dann auf der Fahrt und auch schon vorher viel über Liepāja und die umliegenden Städte erfahren, zu fast allem konnte Benni mir etwas erzählen... Ich hab mich nur gefragt, wie er das alles behalten konnte... Ich würde sowas gleich wieder vergessen, wenn mir jemand das erzählt.
Auf der Fahrt konnte man dann auch die verschieden Lebensstandards der Letten sehen... Also es gab Häuser, die in Deutschland undenkbar wären und man könnte meinen, dass da niemand drin leben kann... Sehr gegensätzlich waren da die Häuser außerhalb der Städte, die könnten auch gut in Deutschland stehen.
Auf der Busfahrt hat es dann, zu meiner Freude, angefangen zu schneien... und das hat auch so schnell nicht wieder aufgehört. Für mich war es sehr aufregend das „Dorf“ in einer Schneedecke zu sehen, wo ich im Sommer noch mit kurzen Hosen langgelaufen bin.
Nach der Ankunft sind wir zum breitesten Wasserfall Europas gegangen, im Winter sieht der noch beeindruckender aus, als er im Sommer sowieso schon war. Der Schnee hat dabei eine große Rolle gespielt... Das muss man einfach selbst erlebt haben, das kann man nicht beschreiben... :-) Nachdem wir bei Jurģis gegessen hatten (sehr lecker), sind wir mit Liene zu ihrem Freund gegangen, wo wir auch die Nächte geschlafen haben(die 2. Nacht war eine spontane Idee) . Um Mitternacht waren wir beim "Dorfplatz", wo die ganze Stadt hin gepilgert ist. Dort haben wir auch viele Jugendliche aus dem Camp getroffen, die haben sich sehr gefreut mich zu sehen... Ich war ja der Überraschungsgast...
Um Mitternacht (muss es wohl gewesen sein, es gab kein Countdown, das Feuerwerk ging einfach los.) gab es ein Feuerwerk, nicht so ein großes, wie man es in Deutschland kennt, selbst auf der Travemünder Woche sind die größer, das ging höchstens 5 Minuten, aber wir haben dann noch unser eigenes Feuerwerk ausgepackt... Das waren zwar nur Kinderknaller, aber für die Letten schon etwas Besonderes, ich denke, die kannten sowas gar nicht.
Anschließend haben wir bei Lienes Freund, Edgars, zu Hause gefeiert. Ich hab mich zuerst gefragt, wie wir denn auf einem Dachboden Silvester feiern wollen, denn als wir die Treppe hochgegangen sind, hat man die versteckte Tür zu dem kleinen Raum nicht gesehen... Und davor sah es schlimmer aus, als bei uns zu Hause aufm Dachboden. Alles total alt, überall Spinnweben und so... aber in dem Zimmer war es schön, zwar war die Decke bisschen niedrig, aber für mich ging’s :-)... Wir haben da denn auch noch geschmückt, was die Letten total überrascht hat, und mich noch mehr, die kennen keine Luftschlagen... Naja, jetzt schon und jetzt kennen sie auch "Dinner for one", was wir mit ihnen geguckt haben(Dank an YouTube)! Ein Silvester ohne "Dinner for one" war für uns undenkbar, also musste das sein!
Später haben wir dann Bingo auf drei Sprachen, mit Edgars jüngeren Brüdern, gespielt. Die Zahlen wurden von Benni auf Lettisch für die Letten, auf Deutsch für mich und auf Englisch noch mal für alle angesagt. Beim „Monopoly" habe ich dann meine Lettischkenntnisse aufgebessert: Neben "Danke" und "Bitte" kann ich jetzt auch "Du bist dran!" und "Ich bin (nicht) müde!"
Bei Benni sieht es allerdings anders aus mit den Kenntnissen, auch wenn er sagt, er spricht schlecht Lettisch, denke ich, dass er sehr gut spricht. Ich kann zumindest nichts verstehen, wenn er sich mit jemandem auf Lettisch unterhält. Auch Liene sagt, das ist schon sehr gut und sie kann das, denke ich, besser beurteilen als ich!
Nach einem entspannten Neujahrsnachmittag und ausgiebigem Essen (die sind echt super gastfreundlich gewesen)sind wir mit Liene zum Treffen der lettischen Jugendlichen gegangen. Hier habe ich noch mehr der Jugendlichen aus dem Camp getroffen, wenn auch nicht alle. Auch sie waren überrascht mich zu treffen. Nach einer kurzen (für die Letten) Gebetseinheit, haben wir erst gemütlich Tee getrunken, bevor wir „bis in die Puppen" Spiele gespielt haben. Das war für mich sehr schön, da ich nicht alle kannte, mich aber mit allen super verstanden habe und ich mich auch sehr willkommen gefühlt habe. Dieser ganze Abend hat mir so gefallen, es war, als würden wir uns schon ewig kennen, dabei ging das Camp grade einmal zwei Wochen und danach hatte ich nur mit wenigen Kontakt. Insgesamt war es ein superschöner Abend, er hätte meinetwegen auch länger gehen können, aber nach und nach mussten alle nach Hause...
Heute sind wir mit dem Bus zurück nach Liepāja gefahren. Wir haben uns das Olympiacenter angeguckt und werden gleich ins Kino gehen und „Sherlock Holmes" hoffentlich auf Englisch gucken.

Mal sehen, was ich in den nächsten drei Tagen noch so erleben darf...
Viele Grüße aus dem verschneiten Liepāja!
Beeke