Samstag, 27. März 2010

Dinamo Riga

Am Dienstag war dann aber das beste, was ich hier bisher erlebt habe. Ich bin in die Riga Arena gefahren, um ein Spiel von Dinamo Riga anzuschauen. Dazu muss ich aber besser noch ein bisschen etwas erklären. Hier in Lettland ist der Nationalsport Nr.1 Eishockey. Es gibt kaum Menschen, die nicht Eishockeybegeistert sind, das sah man ja schon bei den Olympischen Spielen. Dort haben nur die besten 12 Teams der Welt mitgemacht und da war Lettland dabei. Jeder hier in Lettland weiß, wann die Nationalmannschaft spielt.
Ich war zwar nicht bei einem Spiel der Nationalmannschaft, aber von Dinamo Riga. Das ist die einzige lettische Mannschaft, die in der KHL, der Russischen Liga mitspielt. Alle anderen Vereine spielen, so wie ich das verstanden habe, in der Weißrussischen Liga mit. Dinamo Riga ist also die beste lettische Mannschaft und bis auf 2-3 Spieler, die in der Amerikanischen NHL mitspielen, spielen alle lettischen Nationalspieler bei Riga. Es ist also quasi die 2. Nationalmannschaft und nun komme ich zu dem Unterschied zu Deutschland. Abgesehen davon, dass die Deutsche Nationalmannschaft im Fußball zum Beispiel lange nicht so hoch angesehen ist, wie das lettische Eishockeyteam, gibt es kein Team, was in Deutschland so unterstützt wird. In Lettland steht jeder, zumindest jeder Lette (lassen wir die Russen da mal raus) hinter Dinamo.
Darüberhinaus wurde mir von verschiedenen Seiten berichtet, dass die lettischen Fans besser sind, als alle anderen. In wie weit ihr das glaubt, überlasse ich euch, aber alleine, dass es gesagt wird, spricht für sich.
Nun gut, ich hatte schon länger vor, mir mal ein Spiel live in der Halle anzuschauen, aber das hat immer nicht geklappt. Vielleicht war ich auch nicht genug engagiert. Nun habe ich aber erfahren, dass schon die Playoffs beginnen. Glücklicherweise habe ich das rechtzeitig mitbekommen. Riga hat sich als 8. und damit letztes Team für die Playoffs qualifiziert. Die Playoffs funktionieren nach dem K.O. System. Riga musste als 8. Team gegen den 1. Platz der Westliga spielen. In der ersten Runde spielen die beiden Mannschaften so lange gegeneinander, bis ein Team 3 Siege hat. Die Verlierer sind dann ausgeschieden. Leider haben wir keine Karten mehr bekommen, denn die waren nach 15 min schon ausverkauft. Ich hatte schon damit gerechnet, dass es nichts mehr wird, aber irgendwie hat Riga es geschafft, den 1. Platz der Westliga zu besiegen.
Nun also neue Chance, denn in dieser Runde braucht man schon 4 Siege, also mehr Spiele und dieses Mal hat es geklappt. Janis hat Karten bekommen. Es waren zwar "nur" Stehplätze, aber es war gut. Janis hatte gleich mal ganz viele Karten gekauft, für alle seine Freunde. Er hat dann einen Mikrobus(14 Sitzplätze) bestellt mit dem wir dann nach Riga und wieder zurück fahren konnten. Das war echt alles genial an diesem Tag. Wir hatten auch gute Plätze und konnten alles sehr gut sehen.
Schon bei der Nationalhymne am Anfang hatte ich eine Gänsehaut, weil wirklich jeder mitgesungen hat. Es wirkte als wenn alle 11000 Menschen in der Halle so laut gesungen hätten, wie es nur geht. Was mir auch aufgefallen ist, es waren nicht mehr Männer als Kinder und Frauen da und gerade beim Eishockey hätte ich das nicht erwartet. Es ist hier halt auch für die ganze Familie.
Nachdem Riga in Russland die ersten beiden Spiele verloren hatte, aber das Heimspiel am Vortag gewonnen hatte, waren die Chancen doch eigentlich gut und jedes Spiel fängt ja doch wieder bei 0:0 an. Das Spiel ging los. Bereits nach wenigen Minuten traf Riga das erste Mal. Es war so eine Euphorie zu spüren, das kann man nicht beschreiben. Ich war bereits nach 5 Minuten so dabei und habe, auch wenn ich es nicht immer verstanden habe, so laut es ging mitgeschrien. Ich kann nicht sagen, wann aber es war sehr früh, da stand es auf einmal schon 2:0. Ich hatte auf einmal fremde Menschen, die mir in den Armen lagen. Selbst nach dem 2:1 kurz vor Ende des 1. Drittels war nur für ca. 15 Sekunden stille und sofort bekam man wieder TIKAI RIGA, TIKAI DINAMO (tikai=nur) zu hören. Nachdem im ersten Drittel keine Zeitstrafen vergeben wurden und Dinamo nach nur 40 Sekunden das 2:2 kassierte, lagen die Nerven blank und das Spiel wurde härter. Zwischenzeitlich spielten statt 5 gegen 5 Feldspieler nur noch 3 gegen 4. Was mir nicht so gut gefällt am Eishockey, sind die Schlägereien, aber als es zu einer Schlägerei kam, bei der sogar der Torwart mitgemacht hat, war echt alles zu spät. Wenn der Torwart da mitmacht, hat das wohl noch einen anderen Charakter. Auf jeden Fall sind die Menschen so abgegangen. Alle sind aufgesprungen, als würden sie alle mitkämpfen. Auch das war ein Erlebnis.
Nach weiteren Toren und immer noch einer tollen Stimmung, ging das 2. Drittel mit 3:4 für die Gegner zu Ende. Im 3. Drittel ist dann lange nichts passiert. Dinamo Riga war zwar überlegen konnte aber kein Tor erzielen. Nach 19 Minuten ohne Tor wurde die Halle nochmal sehr laut. Die letzte Minute sollte die Mannschaft nochmal unterstützt werden. Alle in der Halle standen. Da auch die Menschen vor mir standen, konnte ich nichts sehen und auf einmal fingen alle wieder an zu jubeln. WOW. Gänsehaut pur - 4:4.
Nun ging das Spiel nach einer 15 minütigen Pause in die Verlängerung. Solange bis das nächste Tor fällt. Auch wenn meine Stimme nicht mehr so gut mitgemacht hat, war die Stimmung super. Im. 4. Drittel ist nichts passiert und wir mussten weitere 15 Minuten warten. Im 5. Drittel ist dann ein Tor gefallen, leider für die Anderen.
Ich glaube, ich könnte noch Stunden über das Spiel berichten, aber das ist wohl nur so interessant, wenn man Bezug zu dem Spiel hat. Wir sind dann nach Hause gefahren, teilweise traurig aber teilweise auch einfach noch fasziniert von den Eindrücken.
Nachts um 3 war ich dann wieder zuhause. Bis auf das Ergebnis ein toller Tag. Es war übrigens das letzte Spiel. Nun sind sie ausgeschieden.

Jugendfreizeit in Dobele

Am letzten Wochenende war wieder die Jugendfreizeit von der deutschen Kirche in Lettland. Nachdem es das letzte Mal schon sehr schön war, war es dieses Mal noch besser. Dieses mal habe ich noch ein Mädchen aus meiner Jugendgruppe mitgenommen. Helga spricht nämlich schon sehr gut deutsch, denn schließlich lernt sie es schon seit 8 Jahren, wie ich mittlerweile herausgefundenhabe. Wir sind dann mit einem weiteren Mädchen nach Dobele mit dem Bus gefahren. Das liegt etwas südlich von Riga und wir waren insgesamt fast 3 Stunden unterwegs.
In Dobele kann ich gar nicht so genau sagen, was mir gefallen hat. Es ist einfach das, was so eine Freizeit immer ausmacht. Man lernt die Menschen um sich herum einfach ganz anders kennen, als wenn man sich einmal in der Woche trifft. Man ein gemeinsames Thema hat, was erarbeitet wird. Was mir natürlich sehr gefallen hat, ist, dass ich viel deutsch reden konnte. Aber ich habe auch einen Vergleich gesehen, wie andere lettisch reden, die aus Deutschland kommen und da bin ich ganz gut mit dabei... Es war wieder super über die eigenen Erfahrungen zu reden und zu merken, dass die Anderen teilweise gleiche Erfahrungen machen.
Ein Gespräch ist mir aber nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Es war wieder kein besonderer Moment, ich glaube beim Essen. Ich wurde gefragt, wie lange ich denn noch in Lettland bleibe. Ich sagte, etwas mehr als 3 Monate und dann hat mich die Person wie ein Auto angeschaut und ich dachte, was ist jetzt passiert. Sie meinte dann, ich habe nur gerade darüber nachgedacht, ob 3 Monate viel oder wenig seien. Das habe ich mich dann auch gefragt. Es ist eigentlich echt schade, dass es in 100 Tagen schon alles wieder vorbei ist. Grund genug die Zeit hier nochmal ordentlich auszuleben. An diesem Wochenende habe ich auch andere Deutsche kennengelernt, die auch wie ich nur ein Jahr in Lettland bleiben und vergleichbare Arbeiten haben. Wir haben nun den Plan auch noch ein wenig zu reisen. Ich würde gerne vielleicht noch eine Woche nach Estland. Ganz vielleicht auch noch nach St. Petersburg. Das ist aber nicht so sicher. Auf jeden Fall möchte ich noch ein bisschen von hier sehen. Das Wetter spielt seit diesem Wochenende auch wieder mit.
Alles zusammengenommen war es ein super Wochenende, auch Helga hat es viel Spaß gemacht und so wie ich das verstanden habe, macht sie beim nächsten Mal auch wieder mit. Alleine deswegen hat es sich gelohnt^^...

Mittwoch, 24. März 2010

WOOOW

Zurzeit geht es hier echt gut ab...
Ich erlebe soo viele Dinge, ich finde nur einfach gar keine Zeit mehr, hier davon zu berichten. Einerseits natürlich sehr schade, aber ich bin hier zurzeit echt glücklich und steuere von einem Highlight in das Nächste.

Zusammengrechnet bin ich in den letzten 7 Tagen 950km mit dem Bus über Lettlands "Autobahnen" gefahren und so ganz nebenbei habe ich ja auch noch Arbeit. Aber ich nehme mir das ganz fest vor, die nächsten Tage ausführlich zu berichten. Es lohnt sich echt.

Danke für Euer Verständnis

Freitag, 19. März 2010

Sonntag gehts weiter

Der Besuch war da und eine aufregende Woche geht wieder einmal vorbei. Wie schon von meinen anderen Gästen, wird wieder ein kleiner Bericht von meinem Gast geschrieben. Den werde ich allerdings erst am Sonntagabend hier reinstellen können. Ich fahre nämlich gleich das Wochenende gute 150 km Richtung Riga wieder nach Dobele. Da findet von der deutschen Gemeinde in Riga aus eine Jugendfreizeit für die Deutschen in Lettland statt. Ich freue mich auch schon sehr. Es ist nämlich sehr interessant die Erfahrungen, die man hier in Lettland macht mit Anderen zu teilen, die ähnliche Erfahrungen machen dürfen. Der Bericht folgt dann auch Anfang der nächsten Woche.

Nächste Woche steht dann ein kleines persönliches Highlight an. Davon berichte ich dann aber erst, wenn es so weit ist. Insgesamt würde ich bald sagen, die Letten wachen gerade endlich aus dem Winterschlaf auf und so ganz allmählich beginnt der Frühling. Immerhin hat es gestern das erste Mal geregnet und nicht mehr geschneit. HIHI!

Montag, 15. März 2010

Vorbereitung auf den Besuch

Am Mittwoch war wieder die neue Behindertenunterstützungsgruppe. Die Gruppe findet zwei mal im Monat statt. Das erste Mal werden wir Etwas basteln, dafür ist extra eine Frau engagiert, die das auch mit der Rollstuhlfahrergruppe macht und das zweite Mal ist es offen. Da werde ich probieren vielleicht auch mal eine Idee einzubringen. Das nächste Mal zu Ostern werden wir wohl Eier bemalen. Die Gruppe gefällt mir sehr und ich freue mich auch ein wenig mithelfen zu dürfen.

Donnerstags hatte ich frei und am Nachmittag war ich bei der Tanzgruppe. Jetzt nach dem Konzert lernen alle neue Tänze und ich bin somit auf dem gleichen Stand wie die Anderen.

Freitag auf der Arbeit habe ich mit Sigrida das Emailprogramm übersetzt. Es war nichts Großes, aber es hat sie total gefreut - so etwas bestätigt mich immer. Nun, hoffe ich, dass sie auch anfängt selbst Emails zu schreiben. Außerdem wurde mir am Freitag noch empfohlen, nicht auf die Fastenzeit zu achten und am Wochenende nur Fleisch zu essen, denn am Montag kommt wieder ein Hilfstransport an, bei dem ich kräftig beim Ausladen helfen soll. Abends bei der Jugendgruppe war nicht so viel los, weil schon wieder eine Krankheitswelle umgeht. Da wir nicht so viele waren, habe ich mir überlegt, wir gehen an den Strand, sehen uns den Sonnenuntergang an und spielen ein paar Spiele draußen. Leider hatte ich ein paar unbelehrbare Jugendliche dabei, die mir nicht glauben wollten, dass das Eis auf der Ostsee sie nicht trägt. So mussten wir also, nach einem sehr kurzem Moment an der Ostsee, den Heimweg antreten. Zum Glück war das Wasser nur knietief.

Am Samstag wurde ich zu einer anderen Tanzgruppe, die Volkstänze lernt, mitgenommen. Diesmal waren es mehr Ältere und Erwachsene, es hat aber auch sehr viel Spass gebracht. Und ich glaube, es hat kaum jemand gemerkt, dass ich kein Lette bin.

Mein heutiger Sonntag stand unter dem Motto: Vorbereitung auf meinen Gast! Denn gleich, in etwa einer halben Stunde, bekomme ich wieder Besuch. Diesmal besucht mich einer der Verantwortlichen der Lettlandfreizeit aus dem Sommer. Ich freue mich schon sehr. Bereits bei der Sonntagsschule habe ich Vielen davon erzählt. Heute war ich mal nicht im Gottesdienst meiner Gemeinde, denn heute war wieder der deutsche Pastor aus Riga in Liepaja, um einen deutschen Gottesdienst in der deutschen Gemeinde zu halten. Auch das im Anschluss folgende Beisammensitzen hat mir viel Spaß gemacht, denn heute war die Gruppe viel offener als das letzte Mal. Aber nun muss ich mich auch schon fertig machen, um den Besuch, der diesmal mit der Fähre kommt, abzuholen.

Mittwoch, 10. März 2010

Der Frauentag

Freitag war ich mit Freddy auch einmal im Museum. Ich glaube, ich habe davon schon berichtet. Das eine Einkaufszentrum ist immer so leer, dass manche Menschen sagen, dass es wie ein Museum ist. Die Situation hat sich mittlerweile auch noch verschärft. Bisher war nämlich immer noch ein Lebensmittelgeschäft da drin. Das hat zumindest immer ein paar Menschen angezogen. Das ist mittlerweile nicht mehr da und so ist es da echt erschreckend leer. Es gibt eine Werbung für die Zeit von 12-14 Uhr. Das sind die "glücklichen Stunden". Wir waren in der Zeit da, aber es war trotzdem nichts los. Es waren im ganzen Einkaufszentrum mehr Mitarbeiter als Kunden. Das ist echt erschreckend und zeigt einfach, dass es Lettland vor ein paar 1 1/2 Jahren einfach besser ging und viele Menschen sehr von der Wirtschaftskrise heimgesucht wurden.
Bei der Jugendgruppe haben wir dann einen meiner absoluten Lieblingsfilme Sister Act geguckt. Der ist auch bei der Gruppe gut angekommen. Jetzt wollen wir wohl endlich das Singen bei der Jugendgruppe anfangen. Hat lange gedauert, sie davon zu überzeugen. ^^ Außerdem hatte wieder jemand Geburtstag und nun haben wir die Tradition, dass wir immer 2 Torte haben. Uiuiui... wie komme ich hier wieder raus, erst schreibe ich von der Wirtschaftskrise und nun essen wir immer 2 Torten. Aber mit einem Tortenpreis von umgerechnet weniger als 5 Euro geht das, denke ich, schon in Ordnung. Auch in solchen Zeiten, darf man das Feiern und die guten Seiten, des Zusammenseins nicht vergessen.

Am Samstag ist Freddy, dann wieder nach Hause gefahren. Er ist alleine mit dem Flughafentransport nach Riga gefahren und ich habe mich auf in die Kirche gemacht. Dort war eine Freizeit für den Sommer in Planung. Das war ganz schön erschreckend, dass schon Dinge geplant werden, die erst stattfinden, wenn ich nicht mehr da bin. Die Zeit rennt zurzeit ganz schön!

Am Sonntag war die Sonntagsschule und im Anschluss haben wir wohl zum letzten Mal meinen Geburtstag gefeiert. Dieses Mal haben wir auch die Geburtstage gesammelt und alle Februarkinder zusammen gefeiert. Im Anschluss habe ich mich sehr viel mit Lelde unterhalten, die sehr an meinem Bewerbungsprozess für dieses Jahr interessiert war. Sie möchte nun auch nach ihrem abgeschlossenen Bachelorstudium ein Jahr ins Ausland, vielleicht sogar nach Deutschland, also wenn jemand noch Ideen hat und sie unterstützen möchte nur zu. Einfach melden, ich leite das dann gerne weiter.

Am Montag 8.März wurde dann hier Frauentag gefeiert. Es heißt, die Tradition kommt sogar aus Deutschland, allerdings habe ich vorher nie etwas davon gehört. Hier weiß hingegen jeder davon bescheid. Als ich durch die Stadt gegangen bin, habe ich kaum eine Person gesehen, die keine Blumen in der Hand hatte. Die Männer, weil sie noch welche verschenken wollten und die Frauen, weil sie welche geschenkt bekommen habe. Das ist immer wieder schön zu sehen, wie die Menschen an solchen Tagen anders drauf sind. Die Menschen sind relaxter und irgendwie fröhlicher. Sie nutzen halt jede Möglichkeit zum Feiern und dem Alltag zu entfliehen. Davon wurde auch beim Deutschunterricht kein Halt gemacht. Sigrida hat eine Torte mitgebracht und wir haben auch da alle zusammen noch einmal den Frauentag gefeiert.

Gestern war soweit nichts Besonderes... Ich war den ganzen Tag unterwegs. Andacht, Wochengespräch, Handarbeitsgruppe, Computerarbeit, essen, tanzen und abends hatte ich endlich mal einen Spieleabend. Das hatte ich bisher ein bisschen vermisst, ging nun aber auch...

Übrigens habe ich endlich die Bilder wieder aktuallisiert. Selbst im Januar Ordner sind noch neue Bilder, wenn ich demnächst wieder ein bisschen Zeit finde, beschrifte ich die Bilder auch wieder.

Donnerstag, 4. März 2010

Ich wollte doch nach Dallas..

Als ich in Frankfurt am Flughafen war, hatte ich doch ein eher ungutes Gefühl in dieses Land zu fahren, stand doch, als ich aus dem Fenster sah, ein Jumbo bereit, um zur selben Zeit nach Dallas zu fliegen. Das war doch eher das, was ich bisher an Urlaub gemacht hatte. Nachdem ich dann aber in mich gegangen war, waren sämtliche Zweifel verschwunden, denn wann hat man schon die Gelegenheit ein solches Land zu bereisen und es dann noch aus der Perspektive eines Menschen zu sehen, der in diesem Land lebt. Also auf nach Lettland.
Im Landeanflug auf Rīga hatte sich mein eher schlechtes Bild von diesem Land bestätigt. Graue Plattenbauten überall. Da hatte ich schon ein eher ungutes Gefühl, was mich dann wohl am Flughafen erwarten würde. Dieser hatte mich dann allerdings sehr überzeugt. Renoviert, freundlich und einladend. Da war doch der erste Schreck gleich vergangen. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum bei einem Flughafen, auf dem alle 30 Minuten wenn es hoch kommt, mal ein Flugzeug landet, es fast 20 Minuten dauert, bis das Gepäck kommt. Auch war die Vorfreude riesig endlich meinen besten Freund wiederzusehen.
Die Busfahrt nach Rīga-City war dann auch eher positiv überraschend. Ein relativ neuer Bus und die Straßen waren besser als erwartet. Nachdem mein persönlicher Stadtführer mich dann durch Rīga geführt hatte, haben wir den Bus nach Liepāja genommen. Diese Busfahrt war dann allerdings so wie ich es erwartet hatte. Schlaglöcher über Schlaglöcher, ein enger Bus, es hat gestunken und der Fahrer konnte ob der schlechten Straßenverhältnisse nur langsam fahren. Als der Bus dann über ein besonders großes Schlagloch gefahren ist, habe ich im Scherz zu Benni gesagt, dass spätestens bei dieser Busfahrt jeder in Lettland gläubig wird.
In Liepāja angekommen, musste ich meinen Koffer über spiegelglatte Straßen nach Hause ziehen. Ich war müde, genervt und wollte schlafen und daher auch nur wenig Aufnahmefähig über das, was Benni mir schon auf dem Nachhauseweg alles erzählt hat, denn zu fast jedem Haus weiß er eine Geschichte.
Am Sonntag sind wir dann nachmittags gemeinsam zum Gottesdienst gegangen, was für mich ja schon etwas Besonderes war, da ich seit mehr als sieben Jahren nicht mehr in der Kirche war. Aber es war eine schöne Erfahrung, die ich auch nicht missen wollen würde. Es ist toll zu sehen, wie die Kirche diesen Menschen Hoffnung gibt. Besonders berührt hat mich ein Mann, der den gesamten Gottesdienst für seine im Rollstuhl sitzende Frau mit einem Tonbandgerät aufgenommen hat, die sich bei diesen Straßenverhältnissen nicht nach draußen gewagt hat. Dann kam es zu einem besonderen Highlight für mich. Wir sind in einen supermodernen, neuen Supermarkt einkaufen gegangen. Einfach toll.
Die Stadtführung am Montag in Liepāja war toll. Eine wunderschöne Stadt voller kleiner Seen. Denn die Schlaglöcher sind so groß, dass sie Ebbe und Flut haben. Das Gebäude der Universität ist beeindruckend, aber ein Stalinbau. In der St. Anna Kirche hat Benjamin ein Schild gesehen, dass man gegen eine kleine Spende den Kirchenturm erklimmen dürfe. Ein atemberaubender Ausblick hatte uns oben erwartet. Abends beim Deutschunterricht war ich doch sehr begeistert, wie viel Benni diesen Menschen schon Deutsch beigebracht hat. Ich denke, auch, obwohl er es vehement abstreitet, dass er dadurch auch gut Lettisch lernt. Höchsten Respekt davor, was er da aufgebaut hat.
Am Dienstag haben wir uns abends ein Basketball angesehen. War ein schön spannendes Spiel und am Ende hatte Liepāja dann doch noch gewonnen. Go Liepāja Lauvas!
Mittwoch sind wir wieder zum Olympischen Zentrum gegangen und haben uns seine Tanzgruppe bei einem Auftritt angesehen. Abends waren wir dann in seiner alten Unterkunft und haben uns mit der christlichen Studentengruppe einen Film angesehen. „Der Sturm“. Bei der anschließenden Diskussion haben sich die Letten auch bemüht mich einzubinden, worüber ich auch sehr froh war.
Am heutigen Donnerstag war mein persönliches Highlight. Wir waren in Karosta, dem alten Kriegshafen. Dies hier ist die andere Seite der Stadt. Ist doch die Innenstadt voller Leben, ist dieser Stadtteil ausgestorben und alles fällt auseinander. Die christlich orthodoxe Kathedrale ist von außen toll, von innen aber enttäuschend, da sie innen eher schlicht gehalten ist und nicht so schön verziert ist wie außen. An der Mole haben wir uns den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Es war echt sehr kalt. Dann haben wir uns noch auf den Weg gemacht und die alten Bunkeranlagen erkundet. Einfach Wahnsinn, wie schön es da war. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen und außer den Wellen und dem Wind hat man nichts gehört. Auf dem Rückweg sind wir bis zur Hüfte in den Schneeverwehungen versunken. Alles in Allem war dies heute einer der schönsten Augenblicke in meinem Leben. Ich hoffe, dass Benjamin auch noch die Bilder online stellt. Ich ermutige jeden dazu, hierherzufahren und sich das anzusehen, denn meiner Meinung nach ist es einer der schönsten Flecken der Erde. Dass ich so eine Aussage in einem Lettlandurlaub machen würde, hätte ich vorher auch nicht geglaubt.
Morgen ist leider schon der letzte Tag und dann ist mein kleines „Abenteuer Lettland“ auch schon vorbei – schade, aber es war eine wunderschöne Zeit und einer der schönsten Urlaube, die ich je gemacht habe.

Freddy