Donnerstag, 4. März 2010

Ich wollte doch nach Dallas..

Als ich in Frankfurt am Flughafen war, hatte ich doch ein eher ungutes Gefühl in dieses Land zu fahren, stand doch, als ich aus dem Fenster sah, ein Jumbo bereit, um zur selben Zeit nach Dallas zu fliegen. Das war doch eher das, was ich bisher an Urlaub gemacht hatte. Nachdem ich dann aber in mich gegangen war, waren sämtliche Zweifel verschwunden, denn wann hat man schon die Gelegenheit ein solches Land zu bereisen und es dann noch aus der Perspektive eines Menschen zu sehen, der in diesem Land lebt. Also auf nach Lettland.
Im Landeanflug auf Rīga hatte sich mein eher schlechtes Bild von diesem Land bestätigt. Graue Plattenbauten überall. Da hatte ich schon ein eher ungutes Gefühl, was mich dann wohl am Flughafen erwarten würde. Dieser hatte mich dann allerdings sehr überzeugt. Renoviert, freundlich und einladend. Da war doch der erste Schreck gleich vergangen. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum bei einem Flughafen, auf dem alle 30 Minuten wenn es hoch kommt, mal ein Flugzeug landet, es fast 20 Minuten dauert, bis das Gepäck kommt. Auch war die Vorfreude riesig endlich meinen besten Freund wiederzusehen.
Die Busfahrt nach Rīga-City war dann auch eher positiv überraschend. Ein relativ neuer Bus und die Straßen waren besser als erwartet. Nachdem mein persönlicher Stadtführer mich dann durch Rīga geführt hatte, haben wir den Bus nach Liepāja genommen. Diese Busfahrt war dann allerdings so wie ich es erwartet hatte. Schlaglöcher über Schlaglöcher, ein enger Bus, es hat gestunken und der Fahrer konnte ob der schlechten Straßenverhältnisse nur langsam fahren. Als der Bus dann über ein besonders großes Schlagloch gefahren ist, habe ich im Scherz zu Benni gesagt, dass spätestens bei dieser Busfahrt jeder in Lettland gläubig wird.
In Liepāja angekommen, musste ich meinen Koffer über spiegelglatte Straßen nach Hause ziehen. Ich war müde, genervt und wollte schlafen und daher auch nur wenig Aufnahmefähig über das, was Benni mir schon auf dem Nachhauseweg alles erzählt hat, denn zu fast jedem Haus weiß er eine Geschichte.
Am Sonntag sind wir dann nachmittags gemeinsam zum Gottesdienst gegangen, was für mich ja schon etwas Besonderes war, da ich seit mehr als sieben Jahren nicht mehr in der Kirche war. Aber es war eine schöne Erfahrung, die ich auch nicht missen wollen würde. Es ist toll zu sehen, wie die Kirche diesen Menschen Hoffnung gibt. Besonders berührt hat mich ein Mann, der den gesamten Gottesdienst für seine im Rollstuhl sitzende Frau mit einem Tonbandgerät aufgenommen hat, die sich bei diesen Straßenverhältnissen nicht nach draußen gewagt hat. Dann kam es zu einem besonderen Highlight für mich. Wir sind in einen supermodernen, neuen Supermarkt einkaufen gegangen. Einfach toll.
Die Stadtführung am Montag in Liepāja war toll. Eine wunderschöne Stadt voller kleiner Seen. Denn die Schlaglöcher sind so groß, dass sie Ebbe und Flut haben. Das Gebäude der Universität ist beeindruckend, aber ein Stalinbau. In der St. Anna Kirche hat Benjamin ein Schild gesehen, dass man gegen eine kleine Spende den Kirchenturm erklimmen dürfe. Ein atemberaubender Ausblick hatte uns oben erwartet. Abends beim Deutschunterricht war ich doch sehr begeistert, wie viel Benni diesen Menschen schon Deutsch beigebracht hat. Ich denke, auch, obwohl er es vehement abstreitet, dass er dadurch auch gut Lettisch lernt. Höchsten Respekt davor, was er da aufgebaut hat.
Am Dienstag haben wir uns abends ein Basketball angesehen. War ein schön spannendes Spiel und am Ende hatte Liepāja dann doch noch gewonnen. Go Liepāja Lauvas!
Mittwoch sind wir wieder zum Olympischen Zentrum gegangen und haben uns seine Tanzgruppe bei einem Auftritt angesehen. Abends waren wir dann in seiner alten Unterkunft und haben uns mit der christlichen Studentengruppe einen Film angesehen. „Der Sturm“. Bei der anschließenden Diskussion haben sich die Letten auch bemüht mich einzubinden, worüber ich auch sehr froh war.
Am heutigen Donnerstag war mein persönliches Highlight. Wir waren in Karosta, dem alten Kriegshafen. Dies hier ist die andere Seite der Stadt. Ist doch die Innenstadt voller Leben, ist dieser Stadtteil ausgestorben und alles fällt auseinander. Die christlich orthodoxe Kathedrale ist von außen toll, von innen aber enttäuschend, da sie innen eher schlicht gehalten ist und nicht so schön verziert ist wie außen. An der Mole haben wir uns den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Es war echt sehr kalt. Dann haben wir uns noch auf den Weg gemacht und die alten Bunkeranlagen erkundet. Einfach Wahnsinn, wie schön es da war. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen und außer den Wellen und dem Wind hat man nichts gehört. Auf dem Rückweg sind wir bis zur Hüfte in den Schneeverwehungen versunken. Alles in Allem war dies heute einer der schönsten Augenblicke in meinem Leben. Ich hoffe, dass Benjamin auch noch die Bilder online stellt. Ich ermutige jeden dazu, hierherzufahren und sich das anzusehen, denn meiner Meinung nach ist es einer der schönsten Flecken der Erde. Dass ich so eine Aussage in einem Lettlandurlaub machen würde, hätte ich vorher auch nicht geglaubt.
Morgen ist leider schon der letzte Tag und dann ist mein kleines „Abenteuer Lettland“ auch schon vorbei – schade, aber es war eine wunderschöne Zeit und einer der schönsten Urlaube, die ich je gemacht habe.

Freddy

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