Montag, 31. Mai 2010

Kurztrip nach Roja

Am Dienstagnachmittag bin ich nach Roja gefahren. Roja liegt an der Küste der Rigaer Bucht und ist fast 200 km von Liepāja entfernt. Da ich am Vormittag noch unsere Gäste verabschiedet habe und noch in der Diakonie war, bin ich erst am Nachmittag losgefahren. Es war sehr schwer einen Bus zu finden, denn sobald man von den Hauptstrecken abkommt, kommen auch hier die öffentlichen Verkehrsmittel an ihre Grenzen. Den Zug kann man hier in Westlettland ja sowieso vergessen, denn der fährt nur einmal täglich von Riga nach Liepāja und von Riga nach Ventspils. Die einzige Busfahrt, die wirklich in Frage gekommen wäre, wäre über Riga und damit 7 Stunden lang gewesen. Glücklicher Weise bin ich aber die letzten 40 km von einem Auto abgeholt worden. So war ich nun "nur" 5 Stunden unterwegs gewesen. Wie gesagt für sage und schreibe 200 km. Das liegt daran, dass ich mit einem Bus gefahren bin, der jedes Dorf mitgenommen hat. Aber man kann ja an allem etwas Gutes abgewinnen. So habe ich noch einige kleine durchaus schicke Dörfer gesehen, die auf diesen Bus über den ich mich anfangs eher gewundert hatte noch richtig angewiesen sind. Außerdem war noch auf richtigen Sandwegen unterwegs, die mitten durch den Wald geführt haben. Das fand ich irgendwie aufregend. Soweit zur Hinfahrt. Wieso ging es überhaupt nach Roja?

Nach Roja wurde ich von einer jungen Frau aus der Kuldigafreizeitgruppe eingeladen. Sie arbeitet dort als Lehrerin und so bekam ich einen exklusiven Blick in die Schule. Hier in Liepāja wurden wir nämlich immer wieder Steine in den Weg gelegt, in den Deutschunterricht mitzukommen, wir vermuten, weil die Deutschlehrer Angst davor hatten, ihre Sprache zu zeigen. Aber das ist wie gesagt nur eine Vermutung. In Roja wohnt sie während der Schulzeit in der Schule. Im obersten Stockwerk hat sie eine kleine Wohnung. Nachdem wir am Abend noch das erste Halbfinale des Eurovision songcontest geschaut, wo es für den lettischen Beitrag leider nicht gereicht hat, sind wir am Morgen runter in die Schule gegangen. Zunächst sind wir in ihren Klassenraum gegangen, wo nur sie unterrichtet und die Schüler die Klassen jede Stunde wechseln. Jeder Klassenraum ist mit einem PC ausgestattet und das komplette Notensystem wird im Internet gespeichert. Jeder Lehrer hat sein Passwort und kann dann auf seine Klasse zu greifen. Das "Klassenbuch", was wir bei uns in der Schule hatten, wo eingetragen wurde, wer fehlt, wer stört und was gemacht wurde, wird alles im Internet eingetragen. Außerdem hat jeder Schüler sein eigenes Passwort, wo er, aber ich denke auch seine Eltern, sein aktuellen Leistungsstand im Internet anschauen kann.
Im Lehrerzimmer wurde ich dann vorgestellt und sehr freundlich begrüßt. Ob die Lehrer im Laufe des Tages dann auf Englisch, mit super langsamen Lettisch oder völlig normal mich begrüßten, merkten sie schnell, dass ich mittlerweile doch recht gut lettisch spreche und wenn sie so gequält langsam sprechen, versteh ich fast noch weniger. Aber neben dem Lob, den ich für die Sprache kriege, bricht das auch meist das Eis beim ersten Kontakt. Die Letten freut es sehr, dass ich ihre Sprache gelernt habe und das macht mich gleich sympathischer.
Erwähnenswert ist noch, dass es im Lehrersystem kaum Männer gibt. In Roja in dem 45 köpfigen Lehrerteam gibt es nur sage und schreibe 3 (drei) Männer. Der Job ist einfach so schlecht bezahlt (300Ls/450€), dass das sich ein Familienvater auch in Lettland nicht leisten kann. In der ersten Stunde hatte ich dann ein Gespräch mit der einzigen Deutschlehrerin der Schule gehabt. Leider gibt es nur noch einen Kurs in der 11 und einen in der 12. Klasse. Darüberhinaus macht sie eine AG. die Klassen darunter haben alle als 2. Fremdsprache Russisch gewählt, weil sich keine Klasse bilden konnte. Den Rest des Schultages bin ich dann mit in den Unterricht gegangen, aber seit heute sind in Lettland 3 Monate Ferien, deswegen war der Unterricht nicht mehr so wichtig und wir haben eine kleine Fragerunde gemacht oder einfach nur gespielt. Aber wenn man ehrlich ist, ist das in Deutschland in der letzten Woche nicht anders. Um die Mittagszeit gab es dann in der Kantine Essen. Dort isst jeder Schüler und für die, die sich das nicht leisten können, bezahlt der Staat bzw. die Stadt, das weiß ich nicht genau.
Am Nachmittag sind wir dann auch noch ein wenig herum gefahren. Unser Hauptziel war Kolku. Das ist die nördlichste Spitze von Westlettland. Dort trifft sich die Rigaer Bucht und die Ostsee. Natürlich ist das ein Gewässer, aber wie am Skagerrak in Dänemark treffen hier Wellen aus 2 Richtungen aufeinander. Besonders für diesen Nachmittag hatten wir auch super Wetter. Das war alles in allem ein total schöner Nachmittag. wir sind auch auf dem Weg dahin einige Mal angehalten, jedesmal an wunderschönen Orten und einmal sogar an der 15m hohen und damit höchsten Steilküste der Rigaer Bucht. Auch in Roja, was nur 2000 Einwohner hat, haben wir noch uns einiges angeschaut und sind abends völlig müde aber glücklich eingeschlafen.
Am Donnerstag bin ich bereits wieder nach Liepāja losgefahren. ich musste sehr früh los, hatte dafür dann aber einen "Expressbus". So habe ich nur einen Tag auf der Arbeit gefehlt und ich konnte nochmal die tolle Natur beobachten. Mittlerweile habe die Bäume alle wieder Blätter, was Anfang des Monats noch nicht der Fall war. Auf den Wiesen strahlen die Blumen und der Raps blüht zurzeit wie in meiner Heimat im schönen gelb. Was mich aber am meisten begeistert hat, ist, dass die Storchenbabys langsam zu sehen sind. Die sind zwar noch im Nest, probieren aber schon herauszugucken-süß!

Samstag, 29. Mai 2010

Die letzten 3 Wochen hatte ich nicht nur Besuch von Sandra, wie man im Blog vom 20. Mai lesen konnte, es kam auch noch Kathrin. Kathrin kannte ich vorher nicht und sie hatte hier die Aufgabe herauszufinden, ob die Möglichkeit besteht, meine Stelle weiterzubesetzen, wenn ich in nun schon in 6 Wochen wieder nach Hause aufbreche(n muss).
Direkt nach ihrer Ankunft in Liepāja sind wir in die Gemeinde gefahren, wo wir uns gerade mit einem Teil der Jugendgruppe getroffen hatten, um einen der beiden Siege der lettischen Nationalmannschaft bei der Eishockey WM zu schauen und zu feiern. Das ist nebenbei echt erwähnenswert, denn hier liegt der Fokus ganz klar auf der Eishockey-WM und nicht bei der Fußball-WM, wie in Deutschland. Nun gut, ich habe ihr die Diakonie gezeigt und sie konnte auch gleich ein paar aus der Jugendgruppe kennenlernen.
An den darauffolgenden Tagen und sie war über eine Woche hier und wir haben in der Zeit auch teilweise für mich ganz neue Menschen kennengelernt. So kenne ich nun sogar den Bischoff vom Kurland, der übrigens auch sehr gut Deutsch spricht, aber auch noch andere Freiwillige aus den verschiedensten Ländern Europas, die alle in Liepāja arbeiten und so wie ich mindestens ein halbes Jahr hier bleiben. Darüberhinaus haben wir sowohl zu zweit als auch mit ein paar Mitarbeitern der Gemeinde die verschiedenste Ideen, Probleme und Vorgehensweisen besprochen.
Ich werde ja zurzeit vom Gustav- Adolf- Werk Nordelbien finanziert und das ist mehr oder weniger eine einmalige Sache ist. Die Idee ist nun hier einen europäischen freiwilligen Dienst zu erschaffen, der komplett von der Europäischen Union finanziert wird. Das wäre echt super, wenn das klappt, weil dann kann ich wirklich sagen, dass meine Arbeit hier wirklich etwas bewegt hat. Den Grundstein haben wir nun gelegt und den Stein damit ins Rollen gebracht, aber bevor das alles losgehen kann, muss nun noch der Papierkram erledigt werden. Aber ich bin guter Dinge, dass das alles bald klappt und dank Kathrin und ihrer Arbeit hier und durch die vielen Menschen, die wir kennengelernt und die nun helfen wollen, ist das auch durchaus realistisch.
Vielleicht noch zu früh, aber wer 18-30 ist und sich das hier vorstellen kann, hochmotiviert ist und gerne ein tolles Land mit wundervollen Menschen kennenlernen möchte, kann sich gerne bei mir melden, ich leite das, wenn es soweit ist, auch weiter.
Zum Ende der Woche kam dann noch eine Gruppe Johanniter aus Oldenburg, die hier in vielen Bereichen die Gemeinde unterstützen und auch Kathrin geschickt hatten. Sie wollten schauen, was mit der Unterstützung gemacht wurde und wie man sie optimieren kann. Das war durchaus interessant, die Menschen kennenzulernen, denn ohne solche Unterstützung würde es hier um einiges langsamer vorangehen.

Dienstag, 25. Mai 2010

Familientag

Ja.. Zurzeit ist echt viel los und ich komme im Bezug auf eMails und Blog zu nichts so richtig, aber das ist schön und ich genieße die Zeit hier, die immer kürzer wird, sehr. Ich habe meine Gedanken zum Urlaub auf einem Zettel zusammengefasst, dass ich das, wenn ich wieder Zeit habe, auch nachreichen kann.
Aber auch nach dem Urlaub ist sehr viel passiert. Mittlerweile bin ich ja auch schon sage und schreibe 3 Wochen wieder hier. Nachdem in der Woche in Estland ja schon ab und zu sehr gutes Wetter war, ist es nun wieder so schön und wenn ich dann den Wetterbericht in Deutschland lese, ist es ja noch besser. Habe schon richtige T-Shirt-bräune. Nun gut, was ist in der Zwischenzeit passiert...?

Groß gefeiert wurde hier das Ende der Sonntagsschule. Alle Kinder und Lehrer aus der Sonntagsschule haben am Familientag/Muttertag, der hier übrigens auch große Anerkennung hat, in einem großen Familiengottesdienst gefeiert. Die Großen (Kinder) also mehr oder weniger die Jugendgruppe hat ein Rollenspiel einstudiert und aufgeführt, wo ich auch wieder mitmachen durfte. Das war doch spannend und es ist echt gut angekommen. Insgesamt habe ich zum ersten Mal gesehen, dass der Gottesdienst ein wenig gekürzt war, sonst werden solche besonderen Gottesdienste eher noch länger. Gerade für alle Kinder war das aber super. Direkt im Anschluss wurde dann gefeiert. In jeder Gruppe wurden alle geehrt. Jeder hat eine Kette bekommen mit der Anzahl an Bonbons, die symbolisierten wie oft sie bei der Sonntagsschule da waren. Die Kinder waren echt stolz darauf und alle strahlten. Bei Kuchen und Tee und ein paar Fotos war das echt eine sehr harmonische Feier. Die Sonntagsschule macht nun Sommerpause bis Oktober, glaube ich. So wie ich das verstanden habe, ist das für alle Sonntagsschulen in Lettland gleich.
Bei der Jugendgruppe stand diese Male die Probe für das Rollenspiel und die Gestaltung des Jugendgottesdienstes auf dem Plan. Letzteres wird aber nochmal ganz schön Arbeit, bzw. erfordert ein Umdenken, aber näheres dazu, wenn es soweit ist.

Es tut mir Leid, aber ich muss an dieser Stelle schon wieder abbrechen. Was noch so hier los war, und das war viel, kommt erst wieder am Wochenende. Ich fahre nun zu einer Bekannten für einen Tag in den Norden Westlettlands nach Roja und darf dort dann wohl auch endlich in eine Schule in den Deutschunterricht.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Unterhose mit rosa Herzen

Labdien! Nun durfte auch ich das Leben in Lettland erkunden. Ich hatte eine wunderschöne Woche und habe super viel erlebt und kennengelernt.

Meine Reise begann etwas holprig, da das Europa League Spiel in Hamburg 2 Std Verspätung für sämtliche Flüge bedeutete. Letztendlich bin ich heil in Rīga gelandet und habe mich tierisch gefreut Benni zu sehen. Der Arme musste ja auch so lange warten.. Die Busse fuhren nachts um halb 1 nicht mehr, daher hat uns ein Taxi zu unserem Hostel gebracht. Dort haben wir 4 Stunden schlafen können, bis es dann nach Liepāja ging. Vom Busbahnhof aus sind wir sofort in die Deutsche Schule, in der die Generalprobe für das lettische Volkstanzkonzert am Abend stattfand, gelaufen.
Ich fühlte mich anfangs etwas fremd. Ich habe niemanden verstanden und ich wurde angestarrt. Aber mal ehrlich – andersrum ist es doch nicht anders? Fluch oder Segen, das kann jeder für sich entscheiden. Ich sehe es als Chance Menschen, denen es ähnlich wie mir ergeht – einen Schritt entgegen zu kommen. Es ist kein schönes Gefühl alleine zu sein.
Nach den Proben sind wir etwas im Čili Pica, einem sehr verbreiteten Pizzarestaurant, essen gewesen. Danach sofort zum Einkaufen, dann zum Bäcker und ab nach Hause, Lienes Geburtstag feiern! Der Sprach-Kombi-Mix Deutsch, Englisch und Lettisch war einzigartig und sehr verwirrend! Eine Herausforderung, mit der sich Benni jeden Tag auseinandersetzen muss. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran, jedoch ist es ein Mittel fit zu bleiben ;)
Wir hatten gar nicht so lange Zeit, denn wir mussten ja nun zu den Auftritten.
Vorerst habe ich mit in der Umkleidekabine gewartet. Übrigens haben sich dort Mädels und Jungs gemeinsam umgezogen und keinen Hehl draus gemacht. Dort haben dann erste Kontaktversuche stattgefunden. Diese Klasse hat seit der 2. Klasse Deutsch im Unterricht und das einzige was sie sagen können, beschränkt sich auf ein paar Sätze. Einer davon ist: "Unterhose mit rosa Herzen". Das fand ich zu komisch, deshalb auch die Überschrift.
Dann fand das Konzert statt. Wow! So ein tolles Erlebnis. Die lettische Volkstanztradition miterlebt haben zu dürfen, sehe ich als ein kleines Highlight. Der Stolz der vertreten wird und die Freude am Tanzen hat mich überwältigt. Benni hat sich super in die Gemeinschaft eingefunden und hat einfach klasse getanzt. Danke, dass ich dabei sein durfte!
Die nächsten Tage ging es so aktiv weiter. Ich habe Liepāja erkundet , etwas von einer tollen Sprache gelernt, mein Englisch trainiert, bin mit der christlichen Studentengruppe nach Ventspils gefahren, habe einen Gottesdienst auf lettisch mitgemacht , wunderschöne Strände gesehen, jede Menge tolle Menschen kennengelernt, Rīga gesehen, die Jugendgruppe der Gemeinde kennengelernt, am Deutschkurs teilgenommen, eine Hockeyparty gefeiert, bin auf diverse Kirchtürme geklettert, im Kino und Billiardspielen gewesen, usw.! Ich merke, dass ich über jeden Tag so unsagbar viel schreiben könnte – Armer Benni, der dieses Problem wohl bei jedem Blogeintrag hat.
Was ich am wenigsten erwartet hätte ist, dass ich braungebrannt Vācijā (in Deutschland) lande. Eine wunderbare Woche, die durch das super tolle Wetter ein sonniges I-Tüpfelchen bekommen hat.

Zum Ende dieses Eintrags freue ich mich, wie viel ich, ausser neuer Bekanntschaften (was natürlich ebenfalls sehr gewichtig ist) und jeder Menger leckeren Dingen, aus Lettland mitgenommen habe.
In Latvija sagt man viel mehr „Danke“. „Danke, dass du mir geholfen hast“, „Danke, dass du bei mir gekauft hast“, „Danke, dass ich dich kennenlernen durfte“. Die traurige Routine und Selbstverständlichkeit in Deutschland erschrecken mich.

Aber das wertvollste ist eine Freundschaft mit einem wundervollen Menschen, den ich kennen lernen durfte.

Liels paldies Latvija!
Sandra

Samstag, 8. Mai 2010

Tallinn

Mein erstes Reiseziel war die Hauptstadt von Estland. Tallinn hat mich von Anfang an begeistert und ich kann bereits ganz am Anfang dieses Berichtes jedem empfehlen, Tallinn einmal zu besuchen. Tallinn und Estland insgesamt ist einfach ein paar Schritte weiter als Riga und Lettland. Das liegt vor allem an den finnischen Touristen, die sehr zahlreich dort Urlaub machen.


Die Stadt bietet eine tolle Mischung zwischen alt und modern. Da Tallinn wenig in Kriegen zerstört wurde, stehen noch viele alte Gebäude, die aber alle in einem guten Zustand sind. Tallinn hatte eine Mauer zur Sicherung der Stadt im 15. Jahrhundert von über 4km Länge und 3 Meter dick. Sowohl davon als auch von den 46 Wehrtürmen ist noch sehr viel erhalten. Selbst ich, wo ich sonst eigentlich nicht so an der Geschichte interessiert bin, war total beeindruckt, dass das so gut erhalten war.
In Tallinn sind wir anfangs erst mal in die Touristeninformation gegangen. So eine Touristeninformation gibt es in fast jeder baltischen Stadt und würde ich echt empfehlen. Da findet man immer interessante Angebote und meist auch eine Deutschsprachige Angestellte. Wir haben uns viel in der Stadt angesehen, weil man ja auch alles gut zu Fuß erreichen kann. Auf den Turm der St. Olaikirche kann man rauf und hat einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt, aber auch auf die Ostsee. Ich muss dazu sagen, dass wir echt Glück mit dem Wetter hatten und es auch dort oben nicht kalt war.
In der Altstadt ist viel noch auf Mittelalter aus. Auf offener Straße werden gebrannte Mandeln zubereitet und verkauft, die nicht wie bei uns süß, sondern sehr pikant, aber auch lecker sind. Auch viele Restaurants und Cafés bieten traditionelle estnische Küche an. Das ist echt interessant, denn die Kellner laufen alle in altertümlichen Gewändern herum. Allerdings kann auch direkt daneben eine coole Szenebar oder ein Szenerestaurant sein. Vielleicht macht es das alles erst so interessant in Tallinn. Allerdings sind die Preise allemal europäisch und vergleichsweise teuer.

Am Abend waren wir dann im Kino, denn wie auch in Lettland laufen die Filme in Estland in Originalsprache mit Estnischen und Russischen Untertitel. Das Kino, was übrigens keine 3 € gekostet hat, war auch Hightech. An der Kasse haben wir bereits Tickets auf Englisch bekommen und wir mussten beim Eingang das Ticket einscannen. Wer schon mal in Skandinavien war, kennt bestimmt die Weingummiwand, wo jeder sich sein Weingummi in eine Tüte füllen kann und dann wird das an der Kasse gewogen. Ich kann mich erinnern, dass es in meinem Heimatkino auch 3-4 Weingummisorten zur Auswahl gab, das kann man aber mit dem nicht vergleichen. Interessant ist auch, dass es nur salziges Popcorn zu kaufen gab. Im Kinosaal lief schon Werbung, obwohl wir zu früh waren. Eine ganz lustige Werbung. Da war so ein typischer Deutscher, zumindest so einer, wie wir im Ausland gesehen werden. So ein bisschen dicker mit Schnauzbart und Lederhose. Der hat immer "Alles klar" gesagt, denn das Getränk für das geworben wurde, reimte sich auf "Alles Klar". War irgendwie lustig, auch wenn ich nicht viel verstanden habe. Deutschland verfolgt einen halt überall. Der Film begann übrigens schon zu der Zeit, wann in Deutschland die Werbung anfängt.

Tallinn hat auch ein Tunnelsystem, was wir leider nicht besichtigen konnten, weil die Führungen schon ausgebucht waren, das stelle ich mir auch gut vor. Dafür sind wir im Okkupationsmuseum gewesen. Nachdem mich das Museum in Riga ja schon sehr begeistert hatte, wollte ich sehen, wie die Esten das gestalten. Dort war es aber kleiner und nicht so gut wie erwartet. Hauptaugenmerk lag dort eher auf Filmen, die zwar auf Englisch übersetzt waren, aber da hatte ich doch Probleme alles zu verstehen. Das war ein spezielles Vokabular.
Was ich noch erwähnen wollte ist, dass ich sprachlich ja mich sehr aufgeschmissen fühlte, denn Lettisch und Estnisch sind so gleich wie Deutsch und Lettisch. Die estnische Sprache ist eher nach am Finnischen, was aber auch kein Problem war, denn egal mit wem ich gesprochen habe, in Läden, Restaurants oder beim Fragen von Passanten auf der Straße konnten alle ohne Probleme mit mir auf Englisch kommunizieren. Tallinn ist viel mehr auf Tourismus vorbereitet und tut einiges, dass sich die Gäste wohlfühlen.

Mein Urlaub

Im Nachhinein war der Urlaub der perfekt Mix aus Sightseeing, Abenteuer und der Kontakt zu den einheimischen Menschen. Ich werde verschiedene Berichte schreiben, weil wir in der Woche echt viel erlebt habe und ich hoffe, dass es so ein wenig übersichtlicher wird. Ich habe insgesamt 1500 km durch Lettland und Estland zurück gelegt und habe dabei fast alle Verkehrsmittel benutzt: Bus, Fähre, Auto und Zug. Aber mehr dazu, folgt nun.

Ursprünglich war der Urlaub so geplant, dass ich von Dienstag bis Sonntag fahre, da ich montags beim Deutschunterricht sein muss. Allerdings ist in Lettland wie in Deutschland der 1. Mai frei. Darüberhinaus ist auch der 4. Mai ein Feiertag, denn da hat Lettland das letzte Mal die Unabhängigkeit wieder erlangt. Da dieses Jahr der 2. Mai ein Sonntag ist, blieben viele Institutionen auch am 3. Mai geschlossen. Der Tag wird dann irgendeinen Samstag nachgeholt. Natürlich kann man so einen Feiertag ja nicht mit Deutschland vergleichen, weil die Geschäfte ja sowieso immer auf, aber die Diakonie ist geschlossen gewesen. Deshalb war auch kein Deutschunterricht und ich konnte den Urlaub noch ein wenig verlängern. Geplant ist der Urlaub schon länger, aber selbst am Montagmorgen, an dem Tag vor der Abreise) hatte ich immer noch nicht die Bestätigung für den Bus und die Unterkunft in Tallinn, aber wie gesagt, Abenteuer war auch dabei. Am Montag war also noch einiges zu klären. So musste ich auch ein paar Kronen holen, da Estland ja auch noch keinen Euro hat. Das ändert sich aber am 01.01.12 im Gegensatz zu Lettland. Ich war auch noch beim Deutschunterricht und habe gepackt.
Am Dienstag bereits um halb 7 ging es los. Ich wurde vor meiner Haustür abgeholt und wurde direkt nach Riga gefahren. Dort habe ich mich mit meiner Reisegebeleitung aus Riga getroffen und es ging mit einem sehr noblen Bus nach Tallinn. In den Bus, für den wir für die mehr als 300km nur 15 € bezahlt haben, gab es WIFI, eine Stewardess und insgesamt war der Komfort besser als in manch einem Flugzeug.

Freitag, 7. Mai 2010

Jugendfreizeit

Die Idee dahinter stammt noch aus meiner Heimatgemeinde, wo das Projekt leider nicht geklappt hat. Ich habe mir überlegt, dass ich gerne noch eine Freizeit mit der Jugendgruppe haben möchte. Da nun schon meine letzten beiden Monate anbrechen, ist nicht mehr so viel Zeit. Zunächst hatte ich gedacht, dass wir alle zusammen irgendwo hinfahren, aber zunächst ist bis Ende Mai noch Schule und danach sind sehr wichtige Prüfungen. Mitte Juni steht dann hier die Mittsommernacht bevor und man sagt die Woche davor und danach kann man nichts machen, weil alle ihre Verwandten auf dem Land besuchen und deshalb kommt auch hier eine Freizeit nicht so richtig in Frage. Wie also gesagt, kam mir dann die Idee die Freizeit während der Schulzeit zu veranstalten. Dadurch, dass wir in der Gemeinde geschlafen haben, sind auch die Kosten überschaubar geblieben. Wir treffen uns alle in der Kirche, essen dort gemeinsam, schlafen da und gehen dann zu den jeweiligen Verpflichtungen wie Schule, Sport oder Musikschule. Danach kommen aber alle wieder. Wir leben wie eine große Familie und lernen den Mitmenschen und das Leben mit Gott besser kennen. Darüber hinaus wollten wir die Zeit zusammen nutzen um über die Zukunft der Jugendgruppe nachzudenken, einen Jugendgottesdienst zu planen und die Sonntagsschule für ein Mal zu übernehmen. Auch wenn die Planungen schon einige Zeit andauerten, habe ich erst eine Woche vorher erfahren, dass wegen der Renovierungsarbeiten nicht alle Räume zur Verfügung standen. Aber auch das hat uns nicht aufgehalten.
Direkt nach dem Renovieren bin ich mit Lelde, die bei der Planung und Ausführung der Freizeit mir sehr viel geholfen hat, einkaufen gegangen. Kurz danach hatte ich kurz meine ersten 20 Minuten frei am Tag und ich konnte meine Sachen von zuhause holen. Richtig begonnen haben wir dann erst um 20 Uhr mit dem ersten gemeinsamen Essen, nach dem gemeinsamen Aufstellen von Regeln, dem Abwasch und einer Andacht haben wir auch schon die Betten fertig gemacht. Das war echt interessant. Letztendlich haben wir uns auf 4 Zimmer verteilt und sind auch mehr oder weniger rechtzeitig zum Schlafen gekommen.
Den Donnerstagmorgen begannen wir mehr oder weniger ausgeschlafen mit einem großen Gebet und dem Frühstück. Obwohl viele doch noch ein wenig müde waren, war es irgendwie eine schöne Stimmung und alle freuten sich auf dem (Schul-)Tag. Die Jugendgruppe geht auf viele verschiedenen Schulen und musste dementsprechend sehr unterschiedlich los. Nachdem die Ersten bereits los waren, haben wir alles wieder zurückgeräumt. Schließlich war die Diakonie den Tag über ja geöffnet und wir konnten die Menschen ja nicht in unserem "Schlafzimmer" begrüßen. Mir persönlich hat das gefallen. Nachdem die letzten sich zur Schule aufgemacht haben, mussten wir das Mittagessen planen. Wir haben die Freizeit ohne Teilnehmerkosten geplant, jeder konnte ein paar Lebensmittel mitbringen und so blieb es für alle offen. Also die Planungen und Ausführungen für das Mittagessen bestimmten den Vormittag und nach und nach trudelten auch alle wieder ein. Zu unserer Freude hat es allen geschmeckt und der Nachmittag wurde dann mit Spielen, Gesprächen, aber auch Hausaufgaben gestaltet. Am Abend waren wir dann wieder alle zusammen und hatten eine tolle Andacht. Für die Andacht durften wir in die Kirche, die wir nur mit Kerzen erleuchtet hatten.
Freitagmorgen wieder das Gleiche. Das gemeinsame Gebet, Frühstück, aufräumen. Mittagessen aber dann ist irgendwie die Stimmung gekippt. Ich kann nicht sagen wieso, aber auf einmal fing das Zicken an. Generell war gute Stimmung, aber es gab zwischendurch immer wieder irgendwie Probleme. Am Abend haben wir dann einen Geburtstag gefeiert von einem Mädchen, das auch an der Freizeit teilgenommen hat. In solchen Momenten waren wir wieder eine Gruppe und hatten sehr viel Spaß und es hat einfach gepasst. Abends waren wir dann noch im Dunkeln draußen Fußball spielen. Das war echt schön. Aber danach war ganz schlechte Stimmung... Überall saßen Gruppen, die geweint haben, es war zwar der ominöse 3. Tag der Freizeit, aber ansonsten war ich doch recht hilflos, wie es dazu kam. Was dann aber passiert ist, hat mich zutiefst beeindruckt und wird noch lange in meiner Erinnerung bleiben. Als nun also alle irgendwie traurig waren, wurden alle zusammen gerufen. Wir machten einen Kreis und einer nach dem Anderen fing an, laut zu beten. Mittlerweile verstehe ich die Gebete und es ging nicht um "gutes Wetter, gute Stimmung". Ich möchte nicht sagen, dass diese Dinge nicht auch wichtig sind, aber dieses Mal kam es mehr von Herzen. Jeder hat echt gesagt, was er braucht. Diese halbe Stunde nehme ich mit nach Hause.
Am Samstag stand dann "Talku"(ich hoffe, man schreibt es so) auf dem Programm. Das ist ein Tag in Lettland, ein Samstag im April, wo ganz Lettland aufräumt. Man trifft sich und geht in Gruppen mit Tüten durch die Straßen, Wälder und Felder und sammelt Müll auf. Die Idee ist echt gut, denn das ist hier doch teilweise recht nötig. Am Nachmittag haben wir dann endlich die Zeit gefunden über den Jugendgottesdienst und die Sonntagsschule gesprochen. Wir haben uns ein Programm für die Sonntagsschule überlegt und haben dann da auch die Leitung übernommen. Das Thema war die Speisung der 5000. Für den Jugendgottesdienst haben wir und ein tolles Rollenspiel/ Theaterstück überlegt. Wann wir den aufführen, steht allerdings noch in den Sternen. Eigentlich war er angedacht für diesen Sonntag, aber es gab hier ein wenig Unstimmigkeiten, sodass wir ihn wohl erstmal verschoben haben, aber das Rollenspiel ist zeitenlos und wird sicher nachgeholt.
Sonntag war dann nicht mehr so viel los. Aufräumen, eine gemeinsame Bibelstunde und später stand halt die Sonntagsschule auf dem Plan. Das lief richtig gut und ist sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrerinnen sehr gut angekommen. Im Anschluss hatten wir noch eine Auswertung. Es ist schwer zu beschreiben. Es war schon eine schöne Zeit und ich denke, es hat viel gebracht, aber es war nicht so gut wie erwartet. Die Zeit wird nun zeigen, ob es langfristig ein paar Früchte trägt. Immerhin waren wir 12 Jugendliche und das ist schon eine ordentliche Zahl, wenn man an die Anfänge von 6-7 denkt. Es war auf jeden Fall eine Ablenkung aus dem Alltag und irgendwie etwas Besonderes, was noch lange in Erinnerung bleibt.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Die Woche vor dem Urlaub

Die Woche vor dem Urlaub oder der Sturm vor der Ruhe...

Während ja meine Eltern hier waren und ich übers Wochenende wieder Besuch hatte, konnte ich am Montag mal wieder richtig ausschlafen und mich ordentlich auf den Deutschunterricht vorbereiten. Nachdem es bisher eher spielerisch und auf Vokabeln ausgelegt war, steht nun zum Ende hin immer mehr Grammatik im Mittelpunkt.

Am Dienstag war dann schon mehr zu tun. Es begann mit der Andacht und direkt im Anschluss wurde Holz für die Gemeinde geliefert. Wie viele Gemeinden wir hier alles noch mit Holz geheizt und einmal im Jahr muss das Holz wieder nachgefüllt werden. So bekam ich eine Schubkarre und musste das Holz vom Parkplatz zum Haus fahren, wo es dann sofort im Keller einsortiert wurde. Es hat mich wieder fasziniert, dass auch die ältesten aus der Andacht mit angepackt haben. Jeder so, wie er konnte, aber es war einfach eine gute Stimmung und niemand hat gemeckert oder so. Im Anschluss gab es für alle Essen und ich konnte noch ein wenig zu der Handarbeitsgruppe und zu stricken. Danach habe ich dann noch meine normale Arbeit mit Zigrida am PC nachgeholt. Nach einem kurzen Abstecher in der Bücherei, wo ich unbedingt meine Bücher zurück bringen musste, blieb mir auch nicht viel Zeit und es gibt schon zum Tanzen weiter. Unser Auftritt steht unmittelbar bevor und die Stimmung wird angespannter, weil noch viele Probleme bei der Choreographie sind, so dauerte die Probe einfach mal 3 1/2 Stunden.

Am Mittwoch war ich dann bereits um 9 Uhr wieder auf der Arbeit um bei den Renovierungsarbeiten zu helfen. Hier gibt es zurzeit ein Projekt von der Regierung und wenn ich das richtig verstanden habe, senden sie Arbeitslose zum Renovieren und bezahlen sie und die Kirche hat durch den einen Arbeiter keine Kosten. Nachdem er bereits über eine Woche alleine in dem Zimmer gearbeitet hat, habe ich ihm bei Tapezieren geholfen. Ich bin eigentlich jemand, der sich um Renovierungsarbeiten drückt, aber das ging recht gut und hat auch Spaß gemacht. Leider hat das alles sehr lange gedauert und wir waren erst nach 17.30 fertig. Das war allerdings recht wichtig, denn bereits am Mittwochabend sollte die Jugendfreizeit beginnen und da ein Raum komplett wegfiel, weil dort die ganzen Möbel standen, brauchten wir noch das Zimmer zum Schlafen.