Donnerstag, 8. April 2010

Das Osterwochenende

Nachdem ich ja zu meinem letzten Beitrag so viel Reaktionen auf das trampen wie noch zu keinem anderen Post bekommen habe, werde ich mal ausführlich von der Fahrt nach Kuldiga berichten.
Mit Lelde sind wir mit dem Bus an den Ortseingang von Liepāja gefahren. Vor uns lagen rund 90 km nach Kuldiga. Wir sind gerade ausgestiegen und sind 50 m von der Bushaltestelle weggegangen, da hielt gleich, das erste Auto, das kam schon an. Leider wollten sie in eine andere Richtung fahren. Wir haben nun weitere 3-5 Minuten gewartet und dann kam ein Auto aus der anderen Richtung, bremste, drehte um und hielt bei uns an. Lelde und ich guckten uns irritiert an und dachten oho... Als wir aber genauer hingeschaut hatten, sahen wir, dass wir die Fahrer des Autos kannten. Es war ein Ehepaar, das seit ca. 4 Wochen zum Deutschunterricht kommt. Sie waren bereits an uns vorbeigefahren und haben uns erst zu spät erkannt. Das war total super, denn das hat mir doch die letzte Scheu genommen. Sie haben uns dann rund 20 km
später wieder rausgelassen. Nun waren wir auf der Straße, die nach Kuldiga führt und nicht mehr auf der Straße nach Riga. Da mussten wir dann länger warten, aber auch nur 15 Minuten. Da hat uns ein Mann mitgenommen, den ich gar nicht verstanden habe, aber Lelde hat das mit ihm ausgemacht und wir wurden bis nach Aizpute mitgenommen. Das ist schon die Hälfte der Strecke gewesen. Bei der Fahrt wurde aber gar nicht weiter geredet, stattdessen wurde die Musik immer lauter, war aber auch cool. Das letzte Stück sind wir dann mit einer Familie gefahren, davor mussten wir wieder nur knapp 5-10 Minuten warten. Alles in allem war das schon sehr cool, ich traue mir das aber alleine noch nicht zu, werde wohl die nächsten Male wieder Bus fahren. Es war aber auf jeden Fall eine tolle Erfahrung.


Der Hauptgrund weswegen ich nach Kuldiga gefahren bin, waren die Ostergottesdienste. So bin ich, nachdem ich bei Karlis untergebracht wurde und wir ein wenig die Stadt besichtigt hatten, in den Nachtgottesdienst gegangen. Er begann um 23 Uhr und in diesem Gottesdienst waren die meisten Lesungen meines Lebens. Nachdem bereits Karfreitag in Liepāja zwei komplette Kapitel vorgelesen wurden und das eigentlich fast schon zu viel war, wurden hier fünf ganze Kapitel und einige weitere Verse vorgelesen. Leider bin ich ohne meine deutsche Bibel gereist, was den Gottesdienst noch langweiliger machte. Denn bei so einer Lesung brauche ich immer einen Bezug, damit ich alles verstehe. Um viertel nach zwölf haben alle gemeinsam mit dem Pastor die Kirche verlassen. Ich war zunächst irritiert, wir sind aber um die Kirche herumgegangen und der Pastor hat gesungen. Wir konnten den Liedertext leider nicht mehr lesen, da es schon stockduster war. Nach einer halben Runde ist der Pastor durch einen Nebeneingang wieder in die Kirche gegangen und wir mussten weitergehen. Nach einer gesamten Runde war die Kirchentüre immer noch verschlossen und wir mussten eine weitere Runde drehen, was gespenstisch war, da keiner mehr gesungen hatte. Nach diesen beiden Runden, ging es dann zurück in die Kirche und ich habe den Sinn dieser Aktion verstanden, denn ab diesem Moment feierten wir Ostern. Der gesamte Altarbereich, der vorher sehr dunkel gehalten wurde, war nun hell erleuchtet und mit vielen Blumen verziert. Auch der Pastor hatte sich seine schwarze Soutane ausgezogen und durch eine sehr prunkvolle, weiße ersetzt. Das alles hat mich sehr beeindruckt. Nach insgesamt zweieinhalb Stunden war dann der Gottesdienst beendet. Auch wenn ich das nicht jedes Jahr haben muss, war es doch eine sehr interessante Erfahrung.

Am Sonntag sind wir um zwei wieder in den Gottesdienst gegangen, der sehr überraschend war. Der Pastor stand am Altar und schrie „Christus ist aufstanden“ und die Gemeindemitglieder schrieen „Wahrhaftig, er ist auferstanden!“ Für die, die es nicht beim ersten Mal verstanden hatte, hat er es auch noch dreimal wiederholt. Es war doch irgendwie ein beengendes Gefühl. In diesem Ostergottesdienst fanden Konfirmationen statt und durch die Taufen und die Einsegnungen, zog sich der Gottesdienst wiedermal in die Länge. Alles in Allem kann ich sagen, dass ich glücklich bin, dass in Liepāja der Gottesdienst von einem Pastor gemacht wird, der in Deutschland studiert hat. So ist der Gottesdienst zwar anders als in Deutschland, aber nicht so überdreht wie der in Kuldiga, welcher sehr viele katholische Züge hat. Ich sage immer, ich bin sehr glücklich solche Erfahrungen machen zu dürfen, bin aber auch sehr froh, dass der regelmäßige Gottesdienst in Liepāja stattfindet. Nach dem Gottesdienst traf sich die Kuldigagruppe zum Osterpicknick. Dort habe ich das erste Mal in diesem Jahr „an gegrillt“. Wir trafen und in einem Garten und hatten eine schöne Zeit. Es war schön die gesamte Gruppe mal wieder zu sehen.

Am Ostermontag bin ich mit dem Bus morgens wieder zurückgefahren um auch noch einen deutschen Gottesdienst zu erleben. Nach dem Gottesdienst wurde in der deutschen Gesellschaft ein Gästezimmer eingeweiht. Dort besteht die Möglichkeit, wer Liepāja mal besuchen möchte, gegen eine Spende zu übernachten.

Dienstags hatte ich auf der Arbeit wieder meinen am Vortag zubereiteten Pudding dabei, der allen sehr geschmeckt hat. An diesem Tag hatte auch meine Oma Geburtstag und ich hatte die Idee, dass ich sie anrufe und wir dann alle gemeinsam für sie ein Ständchen singen. Beim Tanzen am Nachmittag ist nun immer ein Schauspieler dabei. Bei unserem Konzert Mitte Mai sollen wir nun zwischen den Tänzen auch kleine Sketsche aufführen. Dafür trainiert er uns.

Am Mittwoch habe ich die Aufgabe bekommen ein paar Materialien für die Sonntagsschule zu katalogisieren.

Heute bestand mein Tag überwiegend aus aufräumen, denn gleich erwarte ich wieder Besuch von meiner Familie.

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