Montag, 5. Juli 2010

Janos

Als ich jetzt zu Besuch bei meinem ehemaligen Schulkameraden Benny in Lettland war, war auch gerade die Zeit des Jani. Das ist das Fest zur Sommersonnenwende, ein sehr wichtiger Feiertag in Lettland. Dieses haben wir ganze dreimal mit verschiedenen Leuten gefeiert. Der Hauptfeiertag war ja vom Mittwoch 23. (ligo) auf den 24. Juni, wir starteten aber schon am Montag mit einer Spielenacht bei Freunden von Benny. Diese Feier war noch die Kleinste der drei Feiern. Wir saßen die Nacht über zusammen und haben verschiedene Spiele gespielt und sind dann, als es wieder hell wurde, so um und bei halb vier zum Strand gegangen.
Den nächsten Abend sind wir dann mit Lelde per Rad zu einer ganz traditionellen Jani Feier aufs Land gefahren. Hierfür wurde extra eine Frau aus Riga gebucht, die sonst die lettischen Traditionen an Touristen weitergibt. Die Frau hat den Abend geleitet. Vor Ort haben wir uns dann noch ins Gras in die Sonne gesetzt und Blumen zusammengebunden. Die brauchten wir nämlich später dann noch für die Feier. Der Ort war schön hergerichtet: Es gab ein kleines Feuer in der Mitte, um das unsere gebundenen Blumen lagen, die alle zu einem großen Blumenkreis zusammen gebunden wurden. Für jede anwesende Person gab es um den Kreis herum aufgestellt kleine Schalen mit verschiedensten Körnern.
Am Anfang stellten sich alle um das diesen großen Kreis auf und fassten sich bei den Händen und dann wurde ein Lettisches Lied gesungen. Zum Glück gab es Text und ich war nicht die einzige, die ihn brauchte. Aber durch den Text konnte auch ich dann mitsingen, auch wenn ich von der Sprache nicht wirklich was verstanden habe. Es gab dann auch einen kleinen Gruppentanz: Wir sind im Takt zur Musik ums Feuer gegangen und haben nach jeder Strophe die Richtung geändert. Als nächstes kamen dann die Schalen mit den Körnern ins Spiel. Jeder nahm sich eine dieser Schalen. Dann sagte die Leiterin was die Menschen sich wünschen sollten und nach jedem Wunsch warfen wir alle ein Handvoll Körner mit den Wörtern „Lai turp“ ("Lass(t) es geschehen") ins Feuer. Insgesamt gab es, glaube ich, 3 Wünsche für einen selbst, 3 Wünsche für seine Freunde/Familie und 3 für Lettland. Nach dieser Aktion kam nun Brot, Honig, Sesam und Wasser ins Spiel. Jeder bekam eine Brotscheibe, von dunklem Brot, darauf ein Kreuz von Honig auf den dann Sesam gestreut wurde und am Ende noch ein Löffel Wasser auf das Brot. Alles davon hat eine eigene kleine Bedeutung, teilweise sogar bei jeder Person unterschiedlich. Bei mir stand das Brot dafür, dass ich meine Ziele erreiche, Honig und Sesam für die Liebe und das Wasser dafür das ich meinen Weg im Leben nicht verliere, wie geschwungen und verworren er auch sein mag und wie viele Hindernisse es auf dem Weg auch gibt.
Danach kam der riesige Blumenkranz in den Mittelpunkt des Geschehens. Dieser wurde nun nämlich in einer Art Schneckenhausprozedur auf das Feuer gelegt und verbrannt. Das machte einen ganz schönen Qualm! Aber auch der war von Bedeutung. Geht man nämlich 9*3(ja die 3 spielte eine wichtige Rolle =27 Mal ums Feuer und dabei immer schön durch den Rauch soll das Gesundheit bringen.
Im Anschluss kam dann die wohl lustigste Aktion des Abends: Paarweise wurde über das Feuer gehüpft. (3*3)Neunmal sollte man das tun, das sollte den Geist reinigen und Lebensfreude bringen.
Das war dann auch so ziemlich der Abschluss dieses Abends.
Am nächsten Tag war dann der Abend der offiziellen Jani Feier. Diesen haben wir wieder außerhalb von Liepāja verbracht, dieses Mal auf einem kleinen alten Landhäuschen, bei einer Familie mit der Benny befreundet ist. Es war auch keine ganz kleine Feier es waren doch schon ca. 25 Personen. Wahrscheinlich sogar eher noch mehr. Anfangen tat der Abend damit, dass ich von der Tochter, Helga, gelernt habe wie man einen Blumenkranz flechtet, und wir dann auch noch für Benny einen Kranz aus Eichenblättern gebunden haben. Währenddessen war Benny beim Aufbauen und hat geholfen einen Windschutz zu bauen, sodass wir dann die Tische für das Essen fertig machen konnten und uns nicht ständig alles von einer Windböe weggepustet wurde. Das Essen war so reichlich, das es gerade so alles auf den Tisch passte. Es gab eine Menge Salate, Fisch und Buletten, Brot und Erdbeeren. Nach dem Essen gab es dann Spielrunde: Erst Volleyball in einer großen Runde dann verschiedenste andere Ballspiele. Und am Ende, wie sollte es anders sein, Fußball. Da an dem Tag ja auch Deutschland gegen Ghana spielte, war Benny dann beim Fußball natürlich hochmotiviert und hatte seinen Deutschland-Umhang mitgebracht und die gesamte Spielzeit auch dabei. Da wir selber keine Möglichkeit hatten das Spiel zu sehen hier nochmal einen großen Dank an unseren Freund in Deutschland, der uns mit den Neuigkeiten zum Spiel versorgt hat! Nachdem es dann doch irgendwann so dunkel geworden ist, dass man den Ball nicht mehr sehen konnte, mussten dann auch die motiviertesten Fußballspieler den Ball unter den Arm klemmen und das Spielfeld verlassen. Inzwischen war nun das Lagerfeuer angezündet worden und so versammelten sich alle auf den Bänken herum. Auch hier wurden wieder viele Lettische Volkslieder, diesmal aber auch christliche Lieder gesungen. Später wurde dann auch noch ein eigens für den Abend gebauter Grill angeheizt und es wurden Würstchen gegrillt. So verbrachte man dann auch den Rest der Nacht. Zum Glück bewahrheitete sich die Vorhersage des Wetterdienstes nicht, so dass wir die ganze Nacht über trockenes, Sternenklares Wetter hatten und wirklich gesehen haben, dass es in der Nacht wirklich nicht ganz dunkel wurde. Geblieben sind wir da bis ca. 5Uhr. Dann wurden wir von dem Vater zurück nach Liepaja gefahren und konnten uns da dann müde aber zufrieden in die Betten schmeißen.

Vielen Dank für eine tolle Zeit in Lettland!

Christina

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